Der Vater-Sohn-Konflikt füllt die Regale der Weltliteratur. Der (neue) Fall Kreisky-Androsch füllt zwar nur die Spalten der Boulevardpresse, seit die „Bildzeitung" am Wochenende ein Interview veröffentlichte, dessen harte Aussagen der Interviewte nun nicht gemacht haben will.
Der Konflikt Kreisky-Androsch ist offenbar auch nicht begraben worden, als der „Vater" seinen unbotmäßigen ,,Sohn" in die gutgepolsterte ,. Wüste" der CA-Chefeta- ge schickte. Zum mindesten bohrt der Wurm noch im Inneren des Hannes Androsch.
A uch wenn man von vorne herein in Rechnung stellt, daß das deutsche Boulevardblatt, dem Hannes Androsch sein Herz ausschüttete, mit ,,Geständnissen" recht großzügig umgeht: auch wenn man in Rechnung stellt, daß Politiker mitunter nicht gesagt haben wollen, was dann in Zeitungsspalten auf
scheint - selbst dann bleibt noch allerhand übrig...
Es bleibt etwa die Erkenntnis, daß die durch ein Jahrzehnt beschworene Einmütigkeit wegen des harten Schillings offenbar doch nicht vorhanden war. Oder es bleibt die Schlußfolgerung, daß Kreisky erst sehr spät zur Überzeugung gekommen sein muß, den ,,besten Finanzminister" aller Zeiten neben sich gehabt zu haben.
Wenn der ,,homo politicus" Androsch (Eigeneinschätzung) dem „Bild"-Reporter zwei Stunden lang sein Herz ausschüttet, dann tut er dies nicht, um sich an der Brust eines Freundes über die Bosheit der anderen auszuweinen. Dann weiß er, was er tut und sagt. (Auch wenn das Gesagte im Detail seine Form verändern sollte.)
Ist aus dem geschaßten Sohn ein erklärter Konkurrent geworden? Auch das gibt es in der Weltliteratur.