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Comédie Autrichienne
Dem Wechsel von Hannes Androsch an die Spitze der Creditanstalt lassen sich die verschiedensten Facetten abgewinnen. Etwa die, daß in den Augen Bruno Kreiskys ein Mann, der aus Gründen der politischen Moral als Regierungsmitglied untragbar geworden ist, als Chef der größten Bank dieses Landes offenbar noch lange tragbar ist.
Oder die Frage, was sich der Kanzler eigentlich dabei denkt, wenn er dem neuen Finanzminister - vielleicht sogar sich selbst, denn neuesten Gerüchten zufolge will Bruno Kreisky das Finanzressort eine Zeit lang höchstpersönlich fuhren - als „Gesprächspartner" auf Seiten des Kreditapparates den geschlossenen Androsch-Clan zumutet: Androsch als CA-Chef und vermutlich auch als Präsident des Bankenverbandes, sein Ex-Sekretär Vranitzky an der Spitze der Länderbank, die Androsch-Freunde Vak und Flöttl als Generaldirektoren von Zentralsparkasse und BAWAG, Ex-Sekretär Cordt als Vorstandsdirektor der Postsparkasse.
Von der Bankenaufsicht des neuen Finanzministers wird wohl in der Praxis nicht viel mehr als ein Türschild und ein frustrierter Ministerialrat bleiben.
Es gibt freilich auch bislang weniger beachtete, amüsante Aspekte des Revirements. So etwa die Frage, wie sich Hannes Androsch als Generaldirektor der CA zu der von ihm als Finanzminister eben verhängten Bankplatzsteuer stellen wird? Wie zu der von den Kreditinstituten eingebrachten Klage beim Verfassungsgerichtshof wegen Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes?
Noch um eine Spur pikanter ist die Situation beim Prämiensparen, wo der Finanzminister Androsch sich bekanntlich weigert, den Banken die vertraglich zugesagten Prämien zu ersetzen. Die Geldinstitute wollen deshalb geschlossen - also auch die CA -die Republik Österreich auf Einhaltung des Vertrages klagen. Klagt jetzt auch Hannes Androsch die Republik oder wird er - entgegen den Bestimmungen des Aktiengesetzes! - von Haus aus darauf verzichten, seinen Aktionären ihren Anteil an dem 600-Millionen-Prämienkuchen zu sichern? (Denn daßdie Banken den Sparern auf jeden Fall die Prämie auszahlen werden, steht außer Frage.)
Als CA-General darf Hannes Androsch überdies auch ausbaden, was ihm ein gewisser Hannes Androsch als Finanzminister in Niklasdorf eingebrockt hat: Die Zusicherung, ein Drittel der dort todsicher anfallenden Verluste des todsicher rettungslos verlorenen Betriebes drei Jahre lang zu schlucken.
Politische Spannung wird es spätestens wiederum geben, wenn sich Generaldirektor Hannes Androsch für die Einführung saftiger Bankgebühren wird stark machen müssen. Und wenn es darum geht, als Aufsichtsratsvorsitzender des Konzernbetriebes Steyr zu den Waffenexporten Stellung zu nehmen.
Fad dürfte also weder uns noch Hannes Androsch werden.
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