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Hannes Nimmersatt

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Die Bewerbung von Hannes Androsch um den bereits einmal innegehabten Posten des Generaldirektors der CA hat für Aufregung gesorgt und demonstriert, daß Androsch,' negativ formuliert, nichts da-zugelernt hat, positiv ausgedrückt, dem Gesetz, wonach er angetreten, auch treu geblieben ist.

Denn Androsch ist in der großen Politik nicht zuletzt daran gescheitert, daß er Reichtum und Macht, Geld, Ansehen und Einfluß gleichzeitig kombinieren und maxi-mieren und dies alles auch noch zur Schau stellen wollte.

Auch jetzt gibt sich Androsch nicht mit den einträglichen Finanzgeschäften, die ihm seine Firmenexpansion ermöglicht, zufrieden, wie der ehemalige Innenminister Karl Blecha, der sich nach seinem politischen Sturz auf den Osthandel zurückgezogen hat, sondern strebt erneut eine wirtschaftlich-politische Schlüsselposition an.

Übrigens haben Androsch und Blecha nicht nur diese parallele wirtschaftliche Tätigkeit gemeinsam: die ehemaligen Ziehsöhne und Kronprinzen Bruno Kreiskys, die dereinst, tödlich verfeindet, im Schöße des Stammvaters um dessen Gunst und Nachfolge rangen, sind heute auch mit ihren Schicksalen als Kinder der Macht brüderlich vereint, die den Versuchungen der Macht erlagen und sich, jeder auf seine Art, zu weit vorgewagt und zu viel herausgenommen und dies nun auch gerichtlich zu verantworten haben.

Androsch zeigt nach wie vor jene Unersättlichkeit und Maßlosigkeit, die sich im Positiven in einer immensen Arbeitskapazität und in der Ergreifung einer Fülle von Initiativen auswirkt, negativ in der Unfähigkeit und mangelnden Bereitschaft, Grenzen zu respektieren oder sich selbst Grenzen zu setzen.

Es ist schade, daß eine Persönlichkeit mit so glänzenden Gaben wie Androsch, die ihn zu einer herausragenden, ja singulären Erscheinung erheben, andere Eigenschaften nicht besitzt oder kultiviert, die erst volle menschliche Größe ausmachen: Demut und Bescheidenheit - oder doch wenigstens Selbstbescheidung.

Besäße Androsch etwas mehr von diesen Qualitäten, würde er sich durch die Mahnung der antiken Weisheit ansprechen und einbremsen lassen, die Friedrich Schiller im „Ring des Polykrates ”dem Gastfreund, der sich vor zuviel Glück und Erfolg als Vorboten kommenden Unheils abwendet, in den Mund legt: „Noch keinen sah ich fröhlich enden, auf den mit immer vollen Händen die Götter ihre Gaben streun.”

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