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Versäumtes wurde in Österreich nicht nachgeholt

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Bereits vor der Ausstrahlung von „Holocaust“ führte die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) eine repräsentative Umfrage nach Wissen und Einstellung in Sachen Nationalsozialismus durch, unmittelbar nach der Ausstrahlung eine zweite und eine weitere zwölf Wochen später. Die Resultate der dritten Erhebung liegen noch nicht vor, doch schon die bisherigen beweisen, welche Möglichkeiten sich für die politische Bildung erschließen, wenn das Thema mit Engagement konsequent weiter behandelt wird.

62 Prozent der 14- bis 19jährigen gaben an, daß „Holocaust“ sie angeregt habe, mehr über den Nationalsozialismus und die Judenverfolgungen erfahren zu wollen; 38 Prozent verneinten dies. 69 Prozent haben durch den Fernsehfilm Dinge über den Nationalsozialismus erfahren, die sie bisher nicht wußten. Die Ansicht, der Nationalsozialismus sei im Grunde eine gute Idee gewesen, die nur schlecht ausgeführt wur de, reduzierte sich von 36 Prozent vor der Ausstrahlung auf 30 Prozent danach.

Auch hinsichtlich der antisemitischen Einstellung - in der BRD bei etwa einem Viertel der Bevölkerung in mehreren Untersuchungen zu verschiedenen Zeitpunkten nachgewiesen - hat „Holocaust“ zumindest kurzfristig eine positive Entwicklung gezeigt. Die Ansicht „Juden stiften mit ihren Ideen nur Unfrieden“ vertraten nach der Ausstrahlung des Fernsehfilmes nur noch neun Prozent (vorher 15), die Zahl der Unentschiedenen fiel von 36 auf 31 Prozent. Daß Juden „mehr als andere mit Tricks arbeiten“, um das zu erreichen, was sie wollen, bejahten (immerhin) noch 22 Prozent (vorher 32).

In Österreich wurden weder vorher noch nachher solche Untersuchungen durchgeführt, ging das Engagement der Massenmedien gar nicht und das der Öffentlichkeit kaum über den aktuellen Anlaß der Sensation „Holocaust“ hinaus.

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