Österreich 2000 und der Holocaust

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Die Furche dokumentiert eine jüngst veröffentlichte Studie des Meinungsforschunginstituts Integral zum Thema Vergangenheitsbewältigung.

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Die Furche dokumentiert eine jüngst veröffentlichte Studie des Meinungsforschunginstituts Integral zum Thema Vergangenheitsbewältigung.

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Tatsache - Holocaust 83 Prozent der österreichischen Bevölkerung stimmen der Aussage zu, dass während des Nationalsozialismus Millionen von Juden getötet wurden, 8 Prozent vertreten den Standpunkt, dass die Massenvernichtung von Juden historisch nicht erwiesen wurde. 10 Prozent enthielten sich einer Äußerung.

Die Grünwähler stimmen zu 97 Prozent der Aussage zu, dass während des Nationalsozialismus Millionen von Juden getötet wurden.

* Bei den ÖVP-Wählern sind es 83 Prozent.

* Bei den SPÖ-Wählern sind es 81 Prozent.

* Bei den FPÖ-Wählern sind es 80 Prozent.

Mitverantwortung am Holocaust Zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass Österreich eine Mitverantwortung für die Ereignisse während des Holocaust trägt. 13 Prozent vertreten den Standpunkt, dass die Deutschen alleine am Massenmord schuldig sind, und 16 Prozent verweigern eine Stellungnahme zu diesem Thema. Aus der hohen Zahl der Antwortverweigerer lässt sich schließen, dass der Holocaust noch immer als Tabuthema gesehen wird. Im Vergleich zu der 1997 erstellten Studie lassen sich keine wesentlichen Veränderungen zu diesem Themenschwerpunkt erkennen.

Verteilung des Ergebnisses nach Alter: Die Jugend ist eindeutig der Meinung, dass Österreich mitverantwortlich ist. Bei den über 60-jährigen sind es nur noch 56 Prozent, die Österreich als mitverantwortlich für den Holocaust betrachten.

Verteilung des Ergebnisses nach Wahlpräferenz: Die Grünwähler sehen eindeutig die Mitschuld der Österreicher am Holocaust. Am geringsten ist die Überzeugung bei den SPÖ und FPÖ-Wählern - Dies ist einerseits eine Frage der Gesinnung, aber auch eine Frage der Bildung und des Alters.

Umgang mit der Vergangenheit Etwas weniger als zwei Drittel (60 Prozent) der Österreicher sind der Meinung, dass es wichtig ist, sich ständig mit dem Thema Nationalsozialismus auseinander zu setzen, damit sich solche Ereignisse nicht wiederholen.

Ein Drittel (33 Prozent) vertritt hingegen den Standpunkt, man soll endlich Gras über die Vergangenheit wachsen und nicht ständig in Erinnerung rufen.

* Im Vergleich zu 1997 hat sich der Anteil derer, die Gras über die Vergangenheit wachsen lassen wollen deutlich erhöht; nämlich auf ein Drittel, von 22 Prozent (1997) auf 33 Prozent (2000).

Auch hier sind es verstärkt die über 60-jährigen, die den Wunsch haben, über die Vergangenheit Gras wachsen zu lassen sowie die FPÖ-Wähler.

Verteilung des Ergebnisses nach Alter: Verteilung des Ergebnisses nach Wahlpräferenz: Resümee von Integral (Manfred Tautscher, geschäftsführender Gesellschafter): Der Prozentsatz der Österreicher, die Probleme mit der Vergangenheit haben, ist mit 33 Prozent extrem hoch und in den letzten Jahren stark angestiegen. Dies wurde primär ausgelöst durch die Thematik - Entschädigunszahlungen.

* Man ist das Thema leid, man will diesen Teil der Geschichte verdrängen, dies trifft vor allem auf die ältere Generation und auf die FPÖ-Wähler zu.

Bei fast einem Zehntel der Bevölkerung geht es sogar so weit, dass sie den Holocaust als nicht erwiesen betrachten.

Beschreibung der Untersuchung: Es wurden 1000 telefonische Interviews durchgeführt, die für die Bevölkerung ab 14 Jahren repräsentativ sind. Die Feldarbeit fand im April 2000 statt.

Quelle: Integral (Telefon 01/799 19 94).

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