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Die Krise macht bescheiden"

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Der Optimismus, der noch zu Beginn des neuen Jahrzehnts die Österreicher beseelte, hat sich nun ins Gegenteil verkehrt. Die Krisenangst geht um.

Drei Viertel aller Österreicher, so die jüngste Fessel-Umfrage, sehen die Arbeitsplätze nun auch hierzulande gefährdet, nur noch 25 Prozent halten sie für sicher.

Vor zwei Jahren machte die Zahl der Pessimisten erst ein Drittel aus, 64* Prozent waren überzeugt, daß die krisenhafte Entwicklung österreichischen Arbeitsplätzen nichts anhaben könne. r

Der dramatische Meinungsumschwung kommt nicht von ungefähr: In jedem elften österreichischen Haushalt, die Pensionisten nicht eingerechnet, ist heuer zu den Feiertagen ein Familienmitglied arbeitslos. Am Höhepunkt der Winterarbeitslosigkeit droht das jedem achten Haushalt.

Dementsprechend düster ist auch das Bild, das sich die Oster-reicher von der wirtschaftlichen Zukunft machen: 76 Prozent (1980: 50 Prozent) rechnen damit, daß sich das Wirtschaftsklima weiter verschlechtert, einen Silberstreif am Horizont sieht nur jeder Fünfte (1980: 45 Prozent).

Man hat und macht sich Sorgen: „Ob die Kinder eine gesicherte Zukunft haben werden; ob die Renten und Pensionen in Zukunft" gesichert sind; wie man mit seinem Einkommen noch alle Ausgaben decken kann; ob man in einem schweren Krankheitsfall noch gut versorgt wäre und wie sich die politische Situation in Österreich weiterentwickeln wird" (Andreas Kirschhof er vom IMAS-Institut).

Die Angst vor der Inflation hat der Sorge um die Staatsverschuldung Platz gemacht: 70 Prozent macht ihre derzeitige Höhe bange, die Hälfte davon ist sogar „sehr besorgt" darüber. Und fast 80

Prozent halten es für vordringlich, daß der Schuldenberg gesenkt wird.

Auch die Angst vor der Einsamkeit greift um sich: Jeder fünfte Wiener über 60 fühlt sich, laut IFES-Studie, einsam und isoliert — obwohl 80 Prozent der Einsamen noch Kinder haben.

Zwölf von 100 Wienern leben in ständiger Angst vor einem Wohnungseinbruch, obwohl die statistische Wahrscheinlichkeit nur bei 0,0036 Prozent liegt, und ein Drittel fürchtet einen Autoein-bruch.

Auch die Sorge um den Frieden bewegt die Österreicher: Sechs Prozent glauben an einen Konflikt mit Atomwaffen in den nächsten zehn Jahren, gleichzeitig sind 60 Prozent fest davon überzeugt, daß die Supermächte auch in Zukunft weiterhin stark aufrüsten werden. Nur jeder 100. Österreicher glaubt an einen Rüstungsabbau.

Immerhin hoffen 40 Prozent auf eine Fortsetzung der Entspannung im nächsten Jahrzehnt, freilich mit Rückschlägen: Rund ein Viertel rechnet auch in diesem Zeitraum mit einem „kalten Krieg", jeder Fünfte befürchtet kleinere militärische Konflikte.

Zuversicht ist der Österreicher Sache nicht. Trotzdem sehen sie nicht ganz unrealistisch in die Zukunft: Drei Viertel stellen sich darauf ein, daß man im Beruf mehr leisten wird müssen als heute, 70 Prozent sind der Meinung, erhob das IMAS-Institut, daß man mit einem geringeren Lebensstandard wird zufrieden sein müssen.

Auch vor den Folgen einer Wirtschaftskrise verschließt man nicht die Augen: 55 Prozent rechnen mit einer Zunahme von Streiks und sozialen Spannungen in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Und daher hält es auch fast die Hälfte für unwahrscheinlich, daß die Einkommensunterschiede kleiner sein werden als heute.

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