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Ein Muß-Buch für Wirtschaftspolitiker

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1975 wohnten in der Bundesrepublik Deutschland 61,7 Millionen Menschen, im Jahr 2000 werden es voraussichtlich nur mehr 56,4 Millionen sein. Der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung dürfte in dieser Zeit von 6,6 auf 10,1 Prozent steigen, der Anteil der Männer sich dem der Frauen, die nach wie vor die Mehrheit bilden werden, etwas nähern.

Das ist nur eines der vielen Ergebnisse des „Deutschland-Modells“, das Prof. Eduard Pestel, einer der führenden Systemforscher der Welt und seit 1977 niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kunst, mit seinen Mitarbeitern publiziert hat. Es besteht aus einer Reihe miteinander verkoppelter Teilmodelle zu den Entwicklungen auf den Gebieten Bevölkerung, Ausbildung, Wirtschaft, Energie und ' Arbeitsmarkt, die bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts abzusehen sind.

Es versteht sich, daß die hier von den Futurologen angestellten Berechnungen nicht bis ins Detail Wirklichkeit werden, daß ihre grundsätzliche Richtigkeit wieder nur von Fachleuten beurteilt werden kann. Auf jeden Fall handelt es sich um ein

Buch, mit dem man sichals Politiker,. vor allem als Wirtschaftspolitiker, auseinandersetzen muß, das auch für jeden anderen mit Gewinn, aber oft mit Mühe, zu lesen ist.

Auch für Österreich, wo nun nach dem Nein zu Zwentendorf eine Energielücke befürchtet wird, läßt sich ein gewisser Trost herauslesen. Denn nicht nur für Deutschland dürfte die Aussage des Buches gelten, daß der Energiebedarf bis zur Jahrtausendwende voraussichtlich schwächer als erwartet steigen wird und durch Sparmaßnahmen relativ viel erreicht werden kann.

Außerdem würde - so eine Schlüsselstelle des Pestel-Berichtes - „ein Energiesparprogramm zusätzliche Nachfrage nach Investitionsgütern auslösen und wachstumsfördernd wirken sowie das Arbeitslosenproblem entspannen. Denn energiesparende Maßnahmen erfordern meist einen hohen Aufwand an Arbeit.“ Mit der Meinung, Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch müßten stets im gleichen Ausmaß steigen, räumt das Buch auf. Mit einem Minimum an zusätzlicher Energie ein Maximum an Wirtschaftswachstum - das ist die

schwierige, aber lösbare Aufgabe (auch Österreichs) für die Zukunft.

Kurz notiert...

DAS DEUTSCHLAND-MODELL -

Herausforderungen auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. Von Eduard Pestel und anderen. 236 Seiten, 60 Schaubilder und 48 Tabellen, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1978, öS 189,60.

Uber 95.000 Lehrlinge werden gegenwärtig im österreichischen Gewerbe ausgebildet. Damit nimmt dieser Wirtschaftszweig die Rolle des wichtigsten Berufsausbildners in Österreich ein. Insgesamt sind in den 72.000 österreichischen Gewerbebetrieben 640.000 Personen beschäftigt.

Der Frächterstreik vom vergangenen Sommer ist bei der Bevölkerung überwiegend auf Verständnis gestoßen, hat die Bundeswirtschaftskammer nachträglich in einer Umfrage festgestellt. Noch im Oktober 1978 konnten sich 92 Prozent der Befragten an die Aktion der Frachter gegen die Einführung der Lastwagensteuer zumindest erinnern, mehr als die Hälfte zeigte Verständnis für den Streik. Ein Fünftel der Befragten

bezeichnete den Widerstand der Frachter als völlig gerechtfertigt, 37 Prozent als „eher gerechtfertigt“.

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Im Handel mit der Schweiz konnte

die österreichische Wirtschaft 1978 deutlich aufholen: Das beiderseitige Handelsbilanzdefizit verringerte sich von 2,5 Mrd. S auf 600 bis 700 Mill. S, geht aus den ersten Hochrechnungen und Umfragen unter Schweizer Importeuren hervor. Die österreichischen Ausfuhren wuchsen mit rund 18 Prozent mehr als doppelt so rasch wie die Gesamtexporte. Auf dem Schweizer Markt konnten österreichische Waren ihre Position verbessern, ihr Anteil wuchs von 3,7 auf 3,9 Prozent. Diese Erfolge gehen nicht zuletzt auf die rasante Aufwertung des Schweizer Franken zurück.

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