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Kein Kollege Computer ?

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Ein Grund für die technologischen Erfolge — wie beispielsweise jene der Japaner — liegt nicht zuletzt in einer speziellen sozialpsychologischen Voraussetzung, die man vereinfacht mit „Innovationsklima” umschreiben kann. Ein Innovationsklima kann nicht allein aus der simplen Frage erkannt werden, ob die Technik eher als Fluch oder Segen betrachtet wird. Es setzt sich vielmehr zusammen aus vielen Einzelaspekten wie Lernbereitschaft, Leistungsstreben, Anpassungsfähigkeit und Mobilität einer Gesellschaft.

In diesem Punkt erscheint zunächst wichtig, daß die Aufgeschlossenheit der Österreicher gegenüber „Neuem” in den siebziger Jahren einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte. In den letzten Jahren ist eine Trendwende in Richtung eines Lebens in gewohnten Bahnen und zugunsten des Erhaltens und Bewahrens zu erkennen. Untersuchungen haben ergeben, daß das Tempo, mit dem sich Veränderungen und Entwicklungen bei uns vollziehen, der Bevölkerung generell zu rasch ist. _

Einen weiteren wichtigen Hintergrund für die Einstellung gegenüber Computern bildet die Frage, mit welchen Zukunftserwartungen die Bevölkerung lebt. Die Österreicher haben zwar ein optimistisches Stimmungsbild, das jedoch nicht über tiefverwurzelte Sorgen um die wirtschaftliche Lage, die Arbeitsplätze hinwegtäuschen kann.

Der Technik selbst steht man heute ambivalent gegenüber. Sie wird zwar nicht explizit abgelehnt, hat jedoch innerhalb des letzten Jahrzehnts ihre Verhei-

ßung als segensreiches Instrument verloren. 1974 waren noch 54 Prozent, 1984 nur mehr 24 Prozent von 1500 befragten Personen vom segensreichen Einfluß der Technik überzeugt.

Von Computern und neuen Technologien erwartet man sich mehrheitlich (54 Prozent), daß diese den Menschen immer mehr in den Hintergrund drängen werden. Nur 18 Prozent glauben, daß Wissenschaft und Technik die meisten Probleme, die uns heute Sorgen bereiten, lösen werden.

Rund 70 Prozent der Österreicher erwarten eine zunehmende Isolation, nur sechs Prozent glauben an eine Förderung der Kontakte durch Computer.

Außerdem erwartet eine relative Mehrheit von 45 Prozent, daß Computer das Leben komplizierter machen, nur 31 Prozent vermuten eine Erleichterung. Was die Bevölkerung spürt, ist Unsicherheit, wonach sie sich sehnt, sind zweifellos positive Aspekte des Fortschritts.

Es scheint, als seien in der Vergangenheit im Aufzeigen der Vorzüge technischer Entwicklungen schwerwiegende Versäumnisse begangen worden.

• Die Aufklärung über die Integration von Computern beschränkte sich auf den Allgemeinnutzen. Ein Land ohne Mikroelektronik könne nun mal nicht Schritt halten im internationalen Wettbewerb.

• Kaum dargestellt wurde bis jetzt der Nutzen, den jeder einzelne aus diesen Entwicklungen ziehen könnte. Ebenso wenig wurde bislang erwähnt, welche Bedeutung neue Technologien für die Bewältigung unserer Zukunftsprobleme besitzen.

• Dielnterpretationwurdemeist solchen Leuten überlassen, die jeder Art von Veränderungen nur mit Mißtrauen und Unbehagen begegnen.

Nicht in den Computern liegt die Gefahr, sondern in dem Ubermaß an Furcht, das vielfach von Zivilisationskritikern produziert wird. Denn diese Furcht führt unweigerlich zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lähmungserscheinungen. Die Autorin leitet das Wiener Institut für Markt- und Sozialanalysen (Imas).

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