Natürlich. Es muß gespart werden. Ein Hauptmotiv des öffentlichen Sparens ist, daß wir auch in Zukunft leben können. Diese geplanten Maßnahmen können allerdings zu unbeabsichtigten schwerwiegenden Nebenwirkungen führen, die, wenn nicht gegengesteuert wird, vielen Menschen das oben angeführte Sparziel verweigert.
1. Niemand wird bestreiten, daß die Leistungen der Familienbeihilfe befristet sein müssen. Ich mache aber darauf aufmerksam, daß durch die vorgesehenen Beschränkungen der Leistungsdruck auf die Familie als Reproduktionsanstalt für Arbeitskräfte deutlich erhöht wird. Schwächere oder gar kränkliche Kinder muß man sich dann schon leisten können ... Daß die Familie zuallererst ein soziales, kulturelles, wertevermittelndes Gebilde ist, wird noch einmal zurückgedrängt. Die Familie beginnt beim gemeinsamen Essen, sagt Elias Canetti, heute würde er wohl schreiben, die Familie beginnt beim gemeinsamen Rechnen.
2. In der Altenhilfe spüren wir auch, daß sowohl Private, wie auch die öffentliche Hand sparen müssen. Wo wird gespart? Rei den Hilfestellungen, die zwar menschlich wichtig, aber zeitintensiv sind. Altenhilfe heißt dann, dazu beitragen, daß alte Menschen die Warm-Satt-Sauber-Pflege bekommen. Daß es wichtig wäre, alten Menschen dabei zu helfen, daß sie selber, wenn auch mühsam und zeitintensiv, sich waschen, sich anziehen und so Teile ihrer Selbständigkeit behalten, wird zurückgedrängt.
3. Ein Gespenst geht um. Das Gespenst der Nutzlosigkeit und das Gespenst der Wertlosigkeit bei Menschen, die arbeitslos sind und es aufgrund der allgemeinen Sparmaßnahmen und der wirtschaftlichen Entwicklung wohl auch bleiben müssen. Viktor Frankl hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, daß ein Prozent mehr Arbeitslosigkeit einige Prozent mehr an Selbstmorden, mehr an Einweisungen in Nervenheilanstalten, mehr an Kriminalität bedeuten.
Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, sagt der Volksmund. Damit das auch in den hier beschriebenen Fällen dann zutrifft, werden wir uns wohl noch einiges einfallen lassen müssen. Aber davon ein andermal mehr ...
