7030859-1989_30_03.jpg
Digital In Arbeit

Weißer Fleck

Werbung
Werbung
Werbung

Tauwetter in vorsichtig dosierten Tropfen kennzeichnet Albaniens Außenpolitik nach dem Tod des langjährigen Partei- und Staatschefs Enver Hodscha. Für Österreich war das in selbstgewählter Isolation lebende, eisern marxistisch-leninistisch geführte Land ein weißer Fleck auf der Landkarte der internationalen Beziehungen.

Heuer machte sich erstmals seit Bestehen der albanischen Nation eine österreichische parlamentarische Delegation auf, um das wechselseitige Kennenlemen und den politischen Gedankenaustausch zu fördern. „Ich glaube, daß unsere Delegation erfolgreich war“, resümiert Gerulf Stix, dritter Nationalratspräsident und Leiter der Abordnung. „Es gibt ein deutliches Indiz dafür: Ursprünglich war nicht vorgesehen, daß wir von Staatspräsident Ramiz Alia empfangen werden. Nach dem zweiten Tag kam sckon die Einladung.“

Albanien wünsche sich eine Verdichtung der Beziehungen, besonders in den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft, war der Tenor der Sondierungsmission.

Österreich hat aber, im Gegensatz zur Bundesrepublik oder der Schweiz, noch immer keine Vertretung im Land der Skipetaren und betreut dieses Gebiet vom fernen

Belgrad aus mit. Für Wirtschaftsbeziehungen, die genaue Kenntnisse der albanischen Bürokratie und enge Kontakte zu ihr voraussetzen, ist das nicht sehr förderlich.

Jede Ausweitungschance würde seitens der Wirtschaft wahrgenommen, sagt man auch in der Bundeswirtschaftskammer.

Starkes Wachstum gab es 1988: österreichische Ausfuhren stiegen um 55 Prozent auf 109 Millionen, die Einfuhren um 58 Prozent auf 194 Millionen Schilling. Die Entwicklung ist jedoch sehr schwankend. Erschwert wird der Export dadurch, daß die albanische Verfassung Verschuldung im Ausland sowie Beteiligungen ausländischer Firmen im Land verbietet. Trotz Lieferbereitschaft der österreichischen Wirtschaft scheitern auch viele Angebote daran, daß Gegengeschäfte nicht durchführbar sind, weil Albanien wenig interessante Kompensationswaren bieten kann.

Österreich exportiert hauptsächlich organische Chemikalien (Kunst-, Färb- und Gerbstoffe), Eisen und S tahl), Maschinen und Fahrzeuge sowie Papier und Pappe.

Albanien bietet vor allem Metallsalze (Chrom, Nickel), Roheisen, Obst und Gemüse, sowie Tabak, ätherische Öle und Teppiche.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung