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Wort zu Advent

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Politiker und Kaufleute. Worte und Waren: nichts ist bei ihnen so entscheidend wie die Frage, ob sie gut ankommen. Wir, die Bürger und die Konsumenten, entscheiden in einer Demokratie darüber, ob jemand oder etwas sich durchsetzt.

Manchmal geraten wir dabei un-ter Diktaturen, wiederum der Poli-tiker und Kaufleute. Hinlerher ist es müßig, sich über den Terror der Worte oder Waren sowie beider Wirkungen zu beschweren. Wem wir gestatten, bei uns anzukommen: es liegt mit allen seinen Folgen bei uns.

Das ist zu bedenken, wenn nun eine Zeit anhebt, die uns dreieinhalb Wochen lang die bevorstehende A n-kunft eines Mannes ansagt, der nichts verbirgt: weder seine armselige Geburt in einem Obdachlosenasyl noch seinen Verbrechertod am Kreuz, weder seine Niederlagen, von Landsleuten zugefügt, noch seine Triumphe inmitten derer, die man an den Rand der Gesellschaft verstoßen halte.

Es verwundert nicht, daß mit dem ersten Adventsonntag die Altäre unserer Kirchen in Violett getaucht sind. Wer die Ankunft dieses Mannes Jesus von Nazaret bejaht, muß zunächst bei sich selbst, seinen Motiven und Taten angekommen sein. Er muß Büße tun: „Siehe, dein König kommt zu dir".

So hebt es an. Einer solchen Ankunft müssen gründliche Vorbereitungen vorausgehen. So gebietet es das Protokoll, auch das des Herzens.

Seine Türen, im Laufeines Jahres undurchlässig geworden, müssen höher, seine Tore weiter werden.

Die Adventszeit ist wie keine andere des Kirchenjahres, das nun neu anhebt, zugleich auf Moll und Dur gestimmt. Ihre jährliche Wiederholung macht ihren Reiz nur noch größer. Sie durchrasen, heißt, sich selbst und dem Ankommenden aus dem Weg zu gehen. Allenfalls bekommt er dann ein Notquartier auf Tage wie bei seiner Geburt.

Soll Jesus von Nazaret bei uns gut ankommen und bei uns bleiben, müssen wir die Wochen der Adventszeit zu einer neuen Ankunft nutzen - bei uns selbst und bei denen, die auf uns warten.

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