6834580-1975_07_02.jpg
Digital In Arbeit

Zu Hilfe!

Werbung
Werbung
Werbung

Die kurdische Minderheit im Irak steht vor der Vernichtung. 200.000 Männer, Frauen, Kinder (oder mehr?) sind in den Bergen eingekesselt und wehren sich gegen die mit modernsten sowjetischen Waffen ausgerüstete irakische Armee. Wer nicht verwundet 1st, hungert und friert. Abgesandte der Kurden haben sich durchgeschlagen und — in Unkenntnis der Tatbestände — mit Hilferufen an die internationalen Bürokratien gewandt. Niemand hört auf sie. Die Schweizer haben ein privates Hilfskomitee gebildet und der stammverwandte Iran nimmt alle kurdischen Flüchtlinge auf, die über die Grenze kommen. Aber es kommt kaum noch einer über die Grenze.

Wer steht den Eingekesselten bei? Wer sendet ihnen Ärzte, Medikamente, Lebensmittel, Decken; wer verlangt — im Dienste der Menschlichkeit — vom Irak freien Durchlaß, um die Sterbenden zu retten? Die Kurden haben keine Volksdemokratie errichtet, sie haben keine Beziehungen zur Mafia oder zum internationalen Anarchismus, man hat sie nicht von europäischer Verwaltung und Hygiene befreien müssen, sie sind für die Welt uninteressant; sie sterben nur.

Bitte, nicht denkfaul sein, sondern die Landkarte zur Hand nehmen! Bitte, nicht sagen: „Das ist sehr weit weg.“ Das äst, wie die Welt heute beschaffen ist, nebenan. Bitte, nicht sagen: „Da kann man nichts machen.“ Man kann nämlich. Man kann von den Kurden und ihrem Schicksal reden: in der Familie, im Betrieb, in der Straßenbahn, beim Kaufmann ums Eck, man kann seine Empörung in die Luft schreien. Volksgemurmel schlägt Wellen, und zwar höhere als der einzelne glaubt.

Bitte, nicht sagen: „Das geht uns nichts an.“ Die versuchte Minderheitenvertilgung ist wichtiger als ein Zuckerengpaß. — Kain, wo ist dein Bruder Abel?

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung