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Zum Abschied

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Herbert Salchers Weg als Finanzminister stand vom Anfang an unter keinem guten Stern. Er trat Ende 1980 ein Amt an, aus dem man gerade seinen Vorgänger unter äußerst unsympathischen Begleitumständen hinausgeekelt hatte. Er stieß in seinem neuen Amt auf eine Beamtenschaft, die, ungeachtet ihrer parteipolitischen Zugehörigkeit, bis heute ein verschworener Androsch-Fan-Klub geblieben ist.

Und er stieß schließlich auf eine Budgetsituation, die es nicht zuließ, sich als Finanzminister beliebt zu machen: Um beliebt zu bleiben, hatte der Bundeskanzler Salchers Amtsvorgänger genötigt, alle Budgetprobleme unter den Teppich zu kehren. Just bei Salchers Amtsantritt ließ sich das aber beim besten Willen nicht mehr fortsetzen.

Dazu kam, daß es die neue Stellung als Leiter der größten Bank Österreichs seinem Amtsvorgänger erlaubte, Solcher direkt und indirekt zu attackieren.

Schließlich muß auch noch erwähnt werden, daß Androsch ungeachtet aller Attacken in Sachen „Consulta-tio" auch unter den Journalisten, insbesondere unter den Wirtschaftsjournalisten, eine starke Anhängerschaft hat, die auf persönlichen Beziehungen beruht. Diese mediale Androsch-Lobby stand Salcher vom Anfang an zumindest kritisch gegenüber.

Zu diesen objektiven Handicaps für Herbert Salcher kam dann eine Reihe von sachlichen und atmosphärischen Fehlern, für die der Tiroler freilich selbst die Verantwortung trägt. Der am schwersten wiegende war meiner Meinung nach, die oben aufgezeigten Handicaps einfach zu ignorieren, anstatt sich eine Strategie zur Minimierung der Auswirkungen zuzulegen. Ein Beispiel für viele: Um sich von seinem mit Journalisten Tennis spielenden Amtsvorgänger abzuheben, schaltete Salcher bewußt auf Distanz, was ihm prompt als Präpotenz ausgelegt wurde, mit der er angeblich mangelnde sachliche Kompetenz überspielen wolle. Ähnlich verhielt es sich beim Umgang mit Bankern und den hauseigenen Beamten.

Nachdem sein Image einmal solcherart negativ belastet worden war, wurde Herbert Salcher zum Getriebenen und agierte teils wirklich überheblich. Es sei hier nur an die Passage erinnert, wo er seine Kritiker aufforderte, sich ihr Lehrgeld zurückgeben zu lassen.

Daß Salcher ausgerechnet jetzt zurücktreten wird, ist eine Ironie des politischen Schicksals: Für seine Steuerreform, wäre sie wirklich so ausgefallen, wie von ihm immer angekündigt, hätte er erstmals des Beifalls jener sicher sein dürfen, für die er bisher eher ein Reibebaum war: der Medien und der Wirtschaft.

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