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Das schönere Denkmal

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„Wir sind der Meinung, daß eine Xeopold-Kunschak-Stiftung', die der Erforschung des christlichen und sozialen Erbes wieder Ansporn gäbe, es zur lebendigen Verpflichtung machen könnte, seinem Geist und seinem Wesen weitaus gemäßer wäre und auch sein Andenken sinnvoller würdigte als eine Statue, an der Zeitgenossen und Nachgeborene achtlos vorübereilen.“ So schrieb die „Furche“ vom 1. Februar 1964, auf die geplante Errichtung eines Denkmals für den großen Demokraten Leopold Kunschak anspielend.

Nun, das Denkmal wurde inzwischen errichtet. Freilich nicht in Gestalt einer bronzenen, ins Dreidimensionale übertragenen Photographie: Am elften Todestag Leopold Kunschaks konstituierte sich in Wien das Kuratorium des Leopold-Kun-schak-Preises. Förderung junger Wissenschaftler ist das Ziel der Stiftung. Die Herausgabe geisteswissenschaftlicher Arbeiten, die geeignet sind, das Verständnis für die Grundlagen, das Wesen und die Arbeitsweise der Demokratie unter besonderer Berücksichtigung der Traditionen und Aufgaben der christlichen Arbeiterbewegung sowie des Zusammenwirkens und des Interessenausgleiches der Sozialpartner zu fördern — keine geringe Aufgabe in einer Zeit gesellschaftlichen Umbruches und soziologischer Veränderungen. Sicherlich aber eine Aufgabe ganz nach dem Sinn des aufrechten Demokraten und getreuen Österreichers, als dessen Monument die Stiftung ins Leben gerufen wurde. An ihrer Spitze stehen Nationalratspräsident Doktor Maleta und Abgeordneter Doktor Kummer, zum Geschäftsführer wurde Dr. Heindl bestellt.

Drei Institutionen waren es, die durch Schaffung dieses Preises das Andenken an Leopold Kunschak ehren. Drei Institutionen, mit denen sich Kunschak während seines Lebens aufs engste verbunden gefühlt hat: die christlichen Gewerkschafter, der Gemeinderat der Bundeshauptstadt und das Parlament. Mag sein, daß damit der „Denkmalproporz“ der Wiener Ringstraße — Stilmerkmal der bildenden Kunst unserer saturierten Zeit — etwas einseitig scheint. Der Geist oder die Bronze? — Diese Frage warf die „Furche“ in die Debatte um ein Kunschak-Denkmal. Tote Bronze oder lebendiger Geist der christlichen Demokratie? Die Diskussion ist zu einem guten Ende gelangt. Leopold Kunschak erhält das schönere Denkmal. Darüber darf man sich ehrlich freuen. In Wien, im ganzen Land.

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