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ERZHERZOG PROPORTIUS?

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Das Jahr i969i Mreiririah r der Anniversarien ; b Tirol feiert die, A5ftb Wiederkehr, des, h 3 freiungstages 1809, Kärnten die 40. Wiederkehr der Volkserhebung und Volksabstimmung 1919, Steiermark die 100. Wiederkehr des Todesjahres ihres denkwürdigen Landesvaters Erzherzog Johann. Der Bund steuerte für die Feiern in Tirol zehn Millionen, für die Feiern in Kärnten ebenfalls zehn Millionen bei. Die Steiermark ging leer aus. Warum? Ist Erzherzog Johann nichts wert? Hat die Steiermark nur eines Mannes gedacht, der für das österreichische Vaterland nichts bedeutete? Oder ist Erzherzog Johann ein Opfer des heiligen Proporzes geworden: hier das schwarze Tirol, dort das rote Kärnten — die Proporzmathematik wußte keine salomonische Lösung?

Die Steiermark feierte einmütig sein Gedenken, ohne Unterschied der Partei oder Konfession, ohne Pomp und Phrase. Sie feierte ihn nach seinem Vorbild durch bleibende Taten und Werke. Kein Ort, der nicht etwas zu seinem Gedenken getan hätte: sei es nur ein Stipendium für einen armen Schüler oder ein bleibendes Werk der Ortsverschönerung. Alle opferten. Es war — das darf rückschauend gesagt werden — ein Jahr werktätiger Rechenschaft. Der unvergeßliche Festzug, der am 20. September durch die Straßen der Landeshauptstadt zog, krönte das arbeitsreiche und zukunftsträchtige Gedenkjahr. Bundespräsident, Bundeskanzler und mehrere Minister zeigten durch ihre Anwesenheit und ihre Reden bei der Eröffnung, während und bei Abschluß des Gedenkjahres, daß sie sehr wohl erkannten, um was es hier ging; daß die Steirer keine Sondertour aufführten, sondern daß hier ein das ganze Oesterreich betreffendes Ereignis stattgefunden hatte. Anders also, als zu Zeiten Johanns der Wiener Hof. Dort betrachtete man sein über alle innerösterreichischen Kronländer reichendes Wirken nicht selten mit scheelen Augen. Eine Hofkamarilla wollte dieses Zeichen am Himmel des heraufkommenden Zeitalters nicht sehen und verband sich die Augen. Aber es müssen noch geistige Nachfahren des Geistes jener Zeit heute am Werke sein, deren Augen noch immer gehalten sind. Wäre es sonst verständlich, daß (siehe oben).

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