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HEIMKEHR DES STEIRISCHEN PRINZEN?

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Im Jahre 1959 wird Oesterreich eine Reihe von historischen Gedenktagen zu feiern haben.

Vor 250 Jahren — 1709 — schlugen Prinz Eugen und Herzog Marlborough im spanischen Erbfolgekrieg die Franzosen bei Malplaque.t so vernichtend, daß der Krieg mit dieser Schlacht für Oesterreich und England günstig hätte beendet werden können, wenn die Politik nicht alles wieder verdorben hätte..

1809, vor 150 Jahren, fand der Sieg Erzherzog Karls über Napoleon bei Aspern und die Erhebung Tirols gegen die Franzosen statt.

18 59, vor 100 Jahren, verlor Oesterreich die Lombardei. ...

Im gleichen Jahr starb Metternich. ' Fast auf den gleichen Tag starb, im selben Jahr, Erzherzog Johann.

1934, vor 25 Jahren, verblutete Dollfuß.

Alle diese Gedenktage werden mit Recht zu den verschiedensten Feiern Anlaß geben und viele Federn in Bewegung setzen.

Auf eine Gedenkfeier sei hier im besonderen hingewiesen, weil ihr ein Schönheitsfehler anzuhaften droht: Auf die Feier, welche das Land Steiermark aus Anlaß des 100. Todestages Erzherzogs Johann, „seines“ Prinzen, halten wird.

Nur wenigen Steirern wird es vergönnt sein, in- diesem Gedenkjahr vor dem Grab des Erzherzogs seiner zu gedenken, und auch das offizielle Steiermark kann an seinem Grab nicht den Dank des Landes aussprechen für alles, was dieser Erzherzog für Steiermark getan hat.

Denn die sterblichen Ueberreste des Erzherzogs ruhen nicht inmitten der geliebten Steiermark, sondern fern im kleinen Ort Schenna bei Meran — in einer dazu noch recht häßlichen neugotischen Kirche. Nur durch einen Irrtum wurde Erzherzog Johann nicht in Graz beigesetzt, sondern in Südtirol. Als der steirische Prinz 1859 starb, wurden seine sterblichen Ueberreste zwar zuerst im Grazer Mausoleum bestattet, nach zehn Jahren aber glaubte der Sphn des Verstorbenen, diesen nach des Erzherzogs, wo dieser — als ihm wegen seiner Teilnahme am „Alpenbund“ (einer. Verschwörung gegen Napoleon) das Betreten Tirols verboten wurde — bemerkt hatte, daß er hoffentlich einmal in dieses Land wenigstens als Toter wiederkehren könne.

Diese flüchtige Notiz, die sicherlich einer momentanen Gemütsstimmung entsprungen war, ist somit die Grundlage eines historischen Irrtums, Hätte ?er Erzherzog wirklich in Südtirol und nicht inmitten der geliebten Steiermark begraben werden wollen, so hätte er diesen Wunsch gewiß testamentarisch und somit verpflichtend ausgesprochen.

So aber liegt keinerlei testamentarische Verfügung vor, und das Jahr 1959 böte einen schönen Anlaß, diesen Irrtum gutzumachen und den steirischen Prinzen wieder in seine Wahlheimat zurückzuführen. Ja, diese Rückführung und Beisetzung im Mausoleum zu Graz könnte gewiß der Höhepunkt der Feierlichkeiten des Erzherzog-Johann-Jahres sein.

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