Buch und Film zum wahren Erzherzog

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Ein Kontinuum des republikanisch-demokratischen Österreich ist und bleibt die beharrliche Befassung mit seiner kaiserlich-aristokratischen Vergangenheit. Das dient weniger der Verklärung, Melancholie oder Nostalgie, geschweige denn der Restauration, sondern den Lehren aus der Kenntnis der Geschichte. Diesfalls namentlich der vergebenen Möglichkeiten im Leben des Erzherzogs Johann, dessen Todestag sich am 11. Mai zum 150. Male jährt.

Es ist ein Verdienst des promovierten Rechts- und Politikwissenschafters, des Historikers und Journalisten Hans Magenschab, ein klares Bild von Erzherzog Johann zu zeichnen. Dieser 1782 in Florenz geborene Kaisersohn und -bruder stellte sich gegen die reaktionäre Vormärz-Ära, heiratete gegen den Willen seiner Familie die Bürgerstochter Anna Plochl, diente in der Steiermark der Gemeinde Stainz als Bürgermeister.

Verehrung in der grünen Mark

In der Steiermark lässt man Erzherzog Johann heute noch hochleben. Daher wird die ORF-Dokumentation "Erzherzog Johann - Visionär & Menschenfreund" am Montag nächster Woche in Graz präsentiert, verbunden mit einem Empfang, gegeben von LH Franz Voves, LH-Stv. Hermann Schützenhöfer und dem Grazer Bürgermeister Franz Nagl. Großer Bahnhof also für die Dokumentation, die am Donnerstag, 14. Mai um 21.05 Uhr in ORF 2 ausgestrahlt wird. An dieser wirkte auch der Autor der Erzherzog-Johann-Biografie, Hans Magenschab, mit.

Der Historiker Magenschab entzieht Erzherzog Johann, wie schon zuvor in einer Biografie den Tiroler Rebell Andreas Hofer, der bislang vorherrschenden Verkitschung und Romantisierung. Er zeigt aber auch dessen Scheitern als nomineller Oberbefehlshaber der österreichischen Truppen gegen Napoleon und als Drahtzieher einer angeblichen, gegen seinen Bruder, Kaiser Franz II. (I.) gerichteten Verschwörung des "Alpenbundes".

In die Privatheit gezwungen

Es war Staatskanzler Metternich, der mit seinen Methoden der Spitzel und Spione, Polizisten und vorgetäuschter räuberischer Überfälle, die in Wahrheit dazu dienten, Boten und Kurieren ihre Dokumente zu entreißen, eine Art von Verschwörung des Erzherzogs gegen das Kaiserhaus plausibel konstruieren konnte. Sie passten zu den Ambitionen Erzherzog Johanns, etwa die Tiroler Rebellion gegen Napoleon zu unterstützen und Studenten sowie Bürger zu bewaffnen (Bild oben). Doch mit dem Vorwurf der Verschwörung konfrontiert, wurde Johann schwach und gab sein Ehrenwort, sich niemals mehr in solche Unternehmungen einzulassen.

Ein Prozess blieb ihm erspart, da er sich ins Private zurückzog. So kam die Steiermark zu ihrem Erzherzog, der dem Land als Reformer gute Dienste erwies und damit dessen wirtschaftlichen Aufschwung einleitete.

Erzherzog Johann

Bauer, Bürger, Visionär

Von Hans Magenschab

Styria Verlag, 288 S., geb., e 24,95

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