Eigentlich hatte der New Yorker Investmentmanager John Moody das ganz anders geplant, als er 1909 „Moody’s Investment Service“ aus der Taufe hob. Nicht Staaten sollten nach seinem Plan bewertet werden, sondern nur börsennotierte Unternehmen und ihre Wirtschaftsstruktur – bezahlen sollten das die potenziellen Investoren. Die marktbeherrschende Stellung gründet sich auf einem Gesetz der US-Regierung aus dem Jahr 1931, das US-Banken verpflichtete, Anleihen nur dann in ihren Büchern zu führen, wenn sie eine Bewertung besser als BBB besaßen. Ab da waren Banken auf die Meinung der Rating-Experten angewiesen – und schon damals waren „Herabstufungen“ immer mit erhöhtem Kapitalbedarf verbunden. Dass die Meinung der Experten des Öfteren nicht stimmte und damit für Kunden und Unternehmen große Verluste nach sich zog, etwa im Fall der mit der AAA-Höchstwertung eingestuften Fonds des Milliardenbetrügers Bernard Madoff, mündete bis dato noch nie in einem Gerichtsurteil.
Nach dem Platzen der Immobilienblase allerdings regte sich erneut Widerstand gegen die Agenturen. So klagte der größte staatliche Pensionsfonds der USA, die kalifornische „CalPers“, weil sich Fondmanager durch die Bewertungen der Agenturen getäuscht sahen. Alle drei großen Rating-Häuser hatten bestimmte „Investment-Vehicles“ mit der Bestnote versehen, worauf der Fonds 1,6 Milliarden Doller investiert hatte. Der Wert der Papiere liegt heute knapp über Null. „CalPers“ klagte wegen fehlerhafter Konzepte“ und „Inkompetenz“. Eine weitere Sammelklage wegen Betrugs stammt von Investoren der Abu Dhabi Commercial Bank und des King County-Bezirks. Letztere Klage wurde im September von einem New Yorker Gericht zugelassen.
Der Linzer Rechtsanwalt Gerhard Wildmoser hofft auf den Erfolg der US-Verfahren – und eine Vorbildwirkung für Europa: „Rating-Agenturen haften für die Schäden von Anlegern. Ihre Stellung ist jener der Wirtschaftsprüfer vergleichbar.“ Damit ergäben sich Schutzpflichten gegenüber den Anlegern, die eine Haftung der Agenturen begründeten. (tan)
