Krisenerfahrung ist ungeklärt

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Sie raten wieder – die Rating Agenturen. Gerade haben sie Österreich wieder ein Triple-A verpasst und die Deutsche Bank heruntergestuft. Es sind dieselben Agenturen, jene, die die toxischen Finanzprodukte mit Bestnoten versehen hatten, die daraufhin von vielen Bankhäusern unbesehen übernommen worden waren. Sie heißen immer noch „Moody’s“ und „Standard & Poor“ (Namen, die sich ein angelsächsischer Nestroy für sie ausgedacht haben könnte). Lange wurde eine europäische Rating-Agentur gefordert. Aber auf allen Gipfeln ist – diesbezüglich – Ruh’. Unklar ist auch, ob die Rating-Agenturen heute anders arbeiten als vor der von ihnen mit zu verantwortenden Krise: Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte ihr Vorgehen zur Risikobewertung von Finanzprodukten mit dem Versuch verglichen, aus hundertjährigen Klimaaufzeichnungen Alaskas das Wetter in Hawaii vorherzusagen.

Sind sie immer noch teilfinanziert von jenen, die sie „bewerten“? Was haben sie aus der Krise gelernt? Für manche scheint das Leben einfach weiterzugehen; aber das geht bisweilen entschieden zu weit. Vielleicht sollten die Medien, die die Ergebnisse der Agenturen berichten, stets eine kleine Fußnote anfügen: *Fehleinschätzungen wie 2007/2008 möglich. Oder auf die Mitteilung überhaupt verzichten. Aber möglicherweise haben viele Journalisten schon wieder vergessen oder glauben, dass die Leser/innen vergessen haben.

Am Beginn der Krise hat jemand geraten, nur (Finanz-)Produkte zu kaufen, die man versteht. Man dehne diese Forderung auf alle Produkte aus (Medienprodukte inklusive), und man wird sparsam leben. Nachrichten von Rating-Agenturen wird man jedenfalls nicht mehr zu sich nehmen. Diese smarten Einrichtungen blieben aus mir unerklärlichen Gründen weitgehend unerklärt. Bis zum nächsten Flop bleiben sie „ungeratet“.

* Der Autor ist Sozialforscher, GfK Austria

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