EU-Konvent: Fahrradprinzip nicht vergessen!

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Die Optimistin, der Skeptiker und ein Dritter im Bunde, der einmal mehr der einen, letztlich dann doch wieder dem anderen zustimmte, trafen sich am Montagabend dieser Woche im Informationsbüro des Europäischen Parlaments am Wiener Kärntner Ring, um über Aufgaben und Erfolg des EU-Konvents zu diskutieren.

Die Politikwissenschafterin Sonja Puntscher-Riekmann übernahm den Part der Optimistin: Der Erfolg des Konvents steht und fällt mit der Tüchtigkeit und dem Ehrgeiz seiner Mitglieder, ist Puntscher-Riekmann überzeugt. Zur Tüchtigkeit wird sich das Glück schon einstellen. Doch bereits die Schaffung des Konvents habe eine positive "Verrückung der Perspektiven" gebracht, so die Politikwissenschafterin: Der Konvent sei ein Zeichen gegen die zurecht kritisierte Entparlamentarisierung der Union, er enttabuisiere endlich den Verfassungs- und Staatsbegriff für Europa, und es habe noch keinen Konvent gegeben, "der nicht sein Mandat überschritten habe, über sich hinaus gewachsen ist".

Stefan Griller vom Institut für Europafragen der Wirtschaftsuni Wien ist da skeptisch. Für ihn ist der Konvent nur ein "Kunstgriff" und Ausdruck der Ratlosigkeit in der EU. Der mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte Konvent, der jetzt "aus dem Hut gezaubert wurde", ist aber weder ein repräsentatives Gremium, so Griller, noch geeignet dafür, "alles was in der EU gut und teuer ist", auf neue Grundlagen zu stellen. "Die Gefahr, dass nichts heraus kommt, ist enorm groß!" Und wenn etwas herauskommt, heißt das noch lange nicht, meint der Europaspezialist, dass die einzelnen Regierungen zustimmen und nicht lieber für die "Option des Vergessens" votieren.

Für Heinrich Neisser, den ehemaligen Politiker, Grundrechtscharta-Konventmitglied und noch immer engagierten Wissenschafter in Sachen EU, blieb weder Pro noch Kontra mehr übrig. So übernahm er die Rolle des Warners: "Schluss mit falscher Dramatisierung. Auch wenn der Konvent scheitert, es geht weiter." Denn in der EU gelte das "Fahrradprinzip": immer treten, sonst fällt man um. WM

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