Irakische Fußball-(Alp)Träume

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Für die heimischen Fußballinteressierten war es wohl nicht mehr als eine Randnotiz: Irak hat am Sonntag den Asien-Cup gewonnen, und zwar ausgerechnet gegen den alten Rivalen Saudi-Arabien. Vorsorglich wurde ein Fahrverbot in Bagdad verhängt, denn nach dem Semifinale hatten Selbstmordattentäter ihre sprengstoffbeladenen Autos in Gruppen feiernder Fans gelenkt, Dutzende wurden getötet. Auch wurden die Sicherheitskräfte angehalten, im Fall des Sieges nicht, wie im Irak üblich, Freudenschüsse in die Luft abzugeben. Trotzdem gab es auch diesmal wieder mindestens sieben Tote und Scharen von Verletzten durch der Schwerkraft gehorchende Kugeln. Wenn in Bagdad gefeiert wird, vermeidet man tunlichst das Freie oder setzt sich zumindest einen Helm auf. Aber den hat man nur als Ausländer.

So geradezu idiotisch diese Art des Feierns ist, die irakische Freude muss man teilen. Früher waren Sportvereine fest in der Hand des Regimes, namentlich in der von Saddam-Sohn Uday, der Misserfolge fürchterlich bestrafte. Aber die Leidensgeschichte des irakischen Sports war mit dem Fall Saddam Husseins nicht zu Ende: Als verwestlicht und unislamisch denunziert, stehen Sportler auf den Abschusslisten islamistischer Extremisten ganz oben. Deshalb trainieren die irakischen Fußballer heute im Exil.

Man weiß nichts darüber, ob es auch im irakischen Fußballteam politische, konfessionelle oder ethnische Spannungen gibt. Vielleicht. Aber eines ist sicher: Wenn die Fußballer die Spaltungen, die den Irak heimsuchen, nicht irgendwie überwunden hätten, wenn sie nicht ihr gemeinsames Ziel über alles gestellt hätten, dann hätten sie auch nicht gewonnen. Wenn sich die irakische Regierung etwas von ihrer Nationalelf abschauen könnte, dann gäbe es wieder Hoffnung für den Irak.

Die Autorin ist Außenpolitik-Ressortleiterin des "Standard".

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