Sanierer, Kämpfer und ein flotter Läufer

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Wenn es darauf ankommt, dann lässt er die Muskeln spielen: Nach drei erfolglosen Runden der Lohnverhandlungen der Metaller lud Erich Foglar, Chef ihrer Gewerkschaft, heuer im Herbst rund 4000 Betriebsräte zur Konferenz nach Wien. In der vierten Runde hatte er ein zufriedenstellendes Ergebnis. Derartige Leistungen eines kämpferischen Gewerkschafters sind nur eine seiner Stärken, derentwegen Erich Foglar (53) vom rund einhundert Mitglieder zählenden Bundesvorstand des ÖGB mit nur einer einzigen Gegenstimme zum Präsidenten des Gewerkschaftsbundes bestellt wurde. An seiner Wahl zum Präsidenten durch die 500 Delegierten des nächsten ÖGB-Bundeskongresses im Juni 2009 in Wien gibt es keine Zweifel, obwohl er dieses Amt nie anstrebte.

Seine ersten Sporen als Vertreter von Arbeitnehmern verdiente er sich nach der Lehre als Werkzeugmacher in der Firma Philips in Purkersdorf als Jugendvertrauensrat. Rasch folgten die ersten Schritte einer besonderen beruflichen und gewerkschaftlichen Laufbahn: Foglar wurde Werkmeister für Maschinenbau, absolvierte einen Lehrgang für die Führung von Mitarbeitern, wurde Ausbildner für Lehrlinge und Fertigungsmeister. Als freigestellter Betriebsrat besuchte er zuerst die Gewerkschaftsschule, dann die zehn Monate dauernde Sozialakademie der Arbeiterkammer. Unter ziemlich strikten Bedingungen werden dort die Kader der Betriebsräte und Gewerkschafter geschult und gebildet. Zuerst Sekretär der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie, wurde er 1992 deren Zentralsekretär und 2006 deren Vorsitzender. Und weil er sein Haus, insbesondere seine Kasse, stets in Ordnung hatte, holte ihn die ÖGB-Spitze, um den von Schulden und Bawag-Debakel geplagten Gewerkshaftsbund zu sanieren. Was Foglar, durchaus im Team mit anderen, gelang.

Bei seiner Kür zeigte sich Foglar, ungewöhnlich für seine als etwas spröde bekannte Art, geradezu gerührt. Er wäre, als er seine Aufgabe als Arbeitnehmervertreter begonnen habe, "in den kühnsten Träumen" nicht auf die Idee gekommen, jemals für den Posten des ÖGB-Präsidenten vorgeschlagen zu werden. Doch die richtige Mischung aus Tüchtigkeit, Strebsamkeit und den passenden Verbindungen innerhalb der mächtigen Metallergewerkschaft brachten ihn dorthin. Und damit steht er zwar vor einer, wie er sagt, "wunderschönen Aufgabe", wohl aber auch vor einer "großen Herausforderung". Keiner kennt sie besser als er.

Der Gewerkschaftsbund muss weiterhin die Kosten drücken, verkaufte bereits Gebäude, zahlte Pensionen aus. Weil die Dividenden der früheren Gewerkschaftsbank Bawag fehlen, muss der ÖGB mit seinen rund 190 Millionen Euro aus Mitgliedsbeiträgen auskommen. Heuer wird Foglar noch drei Millionen Abgang zu verbuchen haben, im nächsten Jahr soll eine schwarze Null erreicht werden. Am Apparat von insgesamt rund 1800 Mitarbeitern wird ebenso gespart wie in den 90 Bezirken, die zu knapp 50 Regionen zusammengefasst werden. Die Mitgliederzahl hat sich, nach dem 2006 erfolgten Austritt von rund 40.000 Personen anlässlich des Bawag-Desasters, stabilisiert. Zu kämpfen gibt es für Foglar noch viel an mehreren Fronten: Die Postgewerkschafter segeln auf Streikkurs, Metaller stehen vor möglichen Kündigungswellen. Foglar wird weiterhin seine bewährte Art des Ausgleichs finden: Er, der im Westen Wiens wohnt, läuft gerne tagesweise durch den Wienerwald. So schnell, dass er dabei zwangsläufig alleine bleibt und seine Ruhe hat.

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