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Warten auf einen „Skoda“

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Prag hat Autoprobleme sowohl im Export-Import-Handel als auch in der eigenen Motorfahrzeugindustrie. Dazu kommen noch besondere Sorgen mit den Autosparern und Ratenzahlern sowie in der Versicherungswirtschaft.

Derzeit laufen rund 750.000 Motorfahrzeuge in der CSSR, was einem Fahrzeug pro 19 Einwohnern entspricht. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 100.000 neue Autos registriert. Die Steigerung wäre nicht aufzuhalten, wenn alles reibungslos und nach Wunsch der Bevölkerung verlaufen würde. Nicht weniger als 320.000 Tschechoslowaken warten derzeit und haben je 20.000 Kös längst deponiert! Dies bedeutet, daß die zuständigen Behörden über ein zinsenloses Kapital von 6400 Mill. Kcs auf unbestimmte Zeit verfügen.

Die Fertigstellung der neuen Skoda-Werke in Mlada Boleslav hat es ermöglicht, daß die Automobilproduktion im Jahre 1969 auf 132.409 Stück erhöht werden konnte (1964: 42.115 Stück).

Prag mußte die Ausfuhr von Autos jährlich erhöhen: 1964 — 25.419; 1969 — 65.000 (trotz politischer und wirtschaftlicher Krise, die zu unvorgesehenen Produktionsschwierigkeiten geführt haben). Die Hauptabnehmer sind Ostdeutschland, Jugoslawien, Ungarn und, mit Abstand. Rumänien. Von den „kapitalistischen“ Käufern steht Österreich ganz vorne, gefolgt von der Bundesrepublik!

Die Einfuhren konnten nicht nach Wunsch erhöht werden. Im Jahr 1964 importierte die CSSR 16.497 Autos, vorwiegend aus der DDR und der UdSSR und mit großem Abstand aus Frankreich und Italien. Die Importzahlen des Vorjahres sind noch nicht bekannt. 1968 wurden insgesamt 3960 Autos eingeführt.

Der graue Markt

Prinzipiell kann ein Tschechoslowake auch auf dem „freien“ Inlandsmarkt ein Automobil erwerben. Die Frage ist, ob er über die notwendige Summe verfügt, weil, abgesehen von Skoda-ilO L und Polski-Fiat (Fiat 600 D), die 89.000 beziehungsweise 69.000 Kcs kosten, nur westliche Produkte, unvergleichlich teurer als Comecon-Wagen, zu kaufen sind.

Auf dreijährigen Wartelisten, mit Vorauszahlung auf Sperrkonto von je 20.000 Kös, können Automobile theoretisch billiger gekauft werden, wobei niemand weiß, ob aus der Wartezeit nicht fünf oder mehr Jahre werden. So können aber nur im Sowjetbereich erzeugte Autos erworben werden, und zwar um die folgenden Preise: Trabant-601 Limousine — 35.000 Kcs; Skoda-100 Standard — 55.500; Volga Limousine — 102.000 und Tatra-603 — 195.000 Kös. Es gibt auch noch Umwege, auf denen man zu einem Auto gelangen kann. So zum Beispiel mit „Tuzex“-Coupons, oder durch das „Geschenk“ von Verwandten im Ausland.

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