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Rotes Automanagement

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Auch Osteuropäer möchten ihr eigenes Auto besitzen. Da die KP-Regime dies nicht mehr länger ignorieren konnten, aber jedes für sich die Wünsche seiner Untertanen nicht befriedigen kann, mußte eine Zusammenarbeit der verschiedenen nationalen Autoproduktionen so rasch wie nur möglich in Angriff genommen werden.

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Auch Osteuropäer möchten ihr eigenes Auto besitzen. Da die KP-Regime dies nicht mehr länger ignorieren konnten, aber jedes für sich die Wünsche seiner Untertanen nicht befriedigen kann, mußte eine Zusammenarbeit der verschiedenen nationalen Autoproduktionen so rasch wie nur möglich in Angriff genommen werden.

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Der interessanteste Kooperationsplan wurde bereits Anfang Mai 1971 in Budapest von Repräsentanten der sieben COMECON-Länder ausgearbeitet. Drei Länder, Ostdeutschland, Polen und die CSSR, werden in Mlada Boleslav, unter Mitwirkung Ungarns, eine Motorenfabrik bauen. An diesem Projekt sollen nicht weniger als 30 slowakische und tschechische Fabriken beteiligt sein.

Der Generaldirektor der ostdeutschen Motorfahrzeug-Organisation teilte dazu mit, daß die vier genannten Länder im Rahmen der Integration des COMECON gemeinsam ein ,Basismotorfahrzeug“ entwickeln wollen.

Die meisten COMECON-Länder sind an der Erweiterung der tsche-:hoslowakischen Tatra-Lastwagen-“abrik beteiligt, die größtenteils ■on der COMECON-Investitionsbank inanziert wird. Die Mitgliedsländer sind auch am viel größeren Sowjetkomplex der Kama-Lastwagenpro-duktion beteiligt.

Die Kooperation geht bereits auf das Jahr 1958 zurück, als Polen die Erzeugung des Autobusses „Jelcz-043“ startete. Anfangs lieferte die tschechoslowakische Firma „Liaz und Karosa“ die Montageteile dazu; derzeit kommen die Motoren von Skoda und die Chassis aus einem anderen tschechoslowakischen Werk Das polnische Jelcz-Werk, das in der Nähe von Olawy liegt, erledigt seinerseits alle Karosseriearbeiten. Der dort erzeugte Bus wird von Ostdeutschland und der CSSR übernommen. Die tschechoslowakische Industrie liefert Kurbelwellen für große Marinemotoren, die bei Cegielski in Polen erzeugt werden, und seit 1970 liefert Polen Chromteile für tschechoslowakische Autos.

Kürzlich fanden polnisch-tschechoslowakische Verhandlungen statt, um die Automobilkooperation, vor allem zwischen den Motorenindustrien, auszubauen. Vergaser und Kurbelwellen für kleine Autos sowie Autoaccessoires sollen gemeinsam produziert werden. Weitere diesbezügliche Besprechungen sollen in Kürze folgen.

Die Zusammenarbeit zwischen Ostdeutschlands und Polens Automobilindustrien ist nicht einmal annähernd so intensiv wie die Kooperation zwischen Ostdeutschland und der CSSR.

Im Jahre 1972 lieferte Polen eine Million Reflektoren für Wartburgund Trabant-Pkws, daneben hydraulische Stoßdämpfer für sowjetische Moskwitsch- und Wolga-Fahr-zeüge. Auch Benzinpumpen und weniger wichtige kleine Bestandteile kamen aus Warschau.

Die ostdeutschen Lieferungen an die polnische Automobilindustrie waren bisher nicht umfangreich. Beide Seiten betonten jedoch kürzlich, daß die Zusammenarbeit zwischen ihren jeweiligen Industriebetrieben erhöht werden könnte. Eine gemischte Kommission beschäftigt sich gegenwärtig mit der Uberprüfung dieser Frage.

In der Sowjetunion sind Ostdeutschland und die CSSR — nicht aber Polen oder Ungarn — die traditionellen Autoproduzenten; infolgedessen sind mehr Möglichkeiten zum Ausbau der Zusammenarbeit zwischen den beiden „automobilproduzierenden Veteranen“ vorhanden. Im Mai 1970 besuchten ostdeutsche Fachleute die CSSR und erörterten hier die Möglichkeiten einer Steigerung der Kooperation. Es wurde beschlossen, daß Ostdeutschland, die Tschechoslowakei und Ungarn zwei Typen von Autos mit vier Zylindern entwickeln sollten, deren Produktion dann in der Slowakei bereits im Frühjahr 1973 anlief. Ostdeutschland stellt die Kurbelwellen, den Getriebekasten, die Kupplung und den Steuerungsmechanismus her, die CSSR hingegen den Motor. Über die Resultate beriet die gemischte tschechoslowakisch-ostdeutsche Kommission für Wirtschafts- , und

Wissenschaftskooperation im Juli 1972.

Die Ostdeutschen sagten zuerst die Fortsetzung der Produktion laufender Trabant- und Wartburg-Modelle auch nach 1975 zu, drei Monate später kündigten sie jedoch die Einstellung der Fabrikation an. Fest steht zur Zeit, daß die zwei ostdeutschen Fabriken in Eisenach und Zwickau mit den tschechoslowakischen Skoda-Werken bei der Erzeugung von neuen Viertaktmotoren zusammenarbeiten werden. Sogar neue Produktionsstätten sollen demnächst erbaut werden, weil die drei kooperierenden Fabriken derzeit nicht die notwendige Kapazität haben. Die neuen ostdeutsch-tschechoslowakischen Modelle sollen von 1975 an erzeugt werden. Im Herbst 1972 begann eine Reorganisation der ostdeutschen Automobilindustrie. Laut einer ostdeutschen Information, wollen die dortigen Manager von Skoda einen neuen Viertaktmotor für ihren Wartburg beziehen, dafür aber die weitere Fabrikation des Trabant einstellen.

Eine polnische Quelle meldet, daß die DDR und die CSSR gemeinsam einen Wagen bauen wollen, für den Skoda aus Mlada Boleslav den Motor liefern soll.

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