Martin Gschlacht - © APA / dpa / Soeren Stache

Kameramann Gschlacht gewinnt Silbernen Bären

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Ausgezeichnet wurde der Wiener für den Film "Des Teufels Bad".

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Ausgezeichnet wurde der Wiener für den Film "Des Teufels Bad".

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Er hat wie kein Zweiter das Aussehen des österreichischen Films der letzten Jahre und Jahrzehnte bestimmt: Jetzt ist Kameramann Martin Gschlacht, 55, für seine herausragende Kameraarbeit mit einem Silbernen Bären der Berlinale ausgezeichnet worden. Konkret für seine Mitwirkung an „Des Teufels Bad“ von Veronika Franz und Severin Fiala, der als heimischer Wettbewerbsbeitrag dieses Jahr bei der Berlinale zu sehen war. Die Jury befand Gschlachts Kameraarbeit in der Kategorie „Herausragende Einzelleistung“ für preiswürdig.

Innerhalb der Filmbranche ist schon lange klar: Für Gschlacht ist eine solche internationale Auszeichnung lange überfällig gewesen. Auch, wenn der bescheidene Wiener seinen Bären am liebsten in Stücke gerissen und ihn unter den anderen Mitwirkenden verteilt hätte – es ist schon sein inneres visuelles Kraftwerk, das er an immer mehr und immer hochkarätigere Produktionen heranführt und damit dann überhaupt erst die Filmsprache dieser Arbeiten formt. Aber es stimmt auch, dass Film eine kollektive Arbeit ist, die nur im Team funktioniert. Gschlacht, der 1996 an der Wiener Filmakademie seinen Abschluss in den Studienrichtungen Kamera und Produktion machte, gründete 1999 zusammen mit Barbara Albert, Jessica Hausner und Antonin Svoboda die Filmproduktionsfirma „coop99“, die seither nicht nur die Arbeiten der vier Kreativen hergestellt hat, sondern auch sonst sehr umtriebig ist.

Gschlacht hat die meisten Filme von Hausner (von „Lovely Rita“ bis „Club Zero“) oder Barbara Albert („Böse Zellen“) und Antonin Svoboda („Der Fall Wilhelm Reich“) ins Bild gesetzt, aber auch mit anderen heimischen Größen gedreht, darunter Götz Spielmann, Michael Glawogger, Hans Weingartner, Robert Dornhelm, Hubert Sauper oder Ulrich Seidl. Er schenkte Karl Markovics’ „Atmen“ die Bilder, arbeitete international mit Shirin Neshat oder Margarete von Trotta. Zwei Mal gewann er bei der Diagonale, drei Mal die goldene Romy, vier Mal den österreichischen Filmpreis. Der Berlinale-Bär ist die bislang höchste Auszeichnung für Gschlacht.

Aber was ist das Besondere an seiner Kameraführung? Vielleicht eine schlichte Nähe: Seine Handschrift besticht durch einen zeitlos eleganten Stil, der sich stets den Bedürfnissen der zugrundeliegenden Geschichte unterordnet. So beherrscht Gschlacht die seltene Gabe, unaufdringlich und zugleich unverwechselbar zu sein.

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