Wie lässt sich Glück messen?

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Es ist noch nicht lange her, dass die Glücksforschung - einst rein philosophische Disziplin - auch für Ökonomen interessant wurde. Hinter dem jungen Interesse steckt eine andere Frage, nämlich: Wie lässt sich gesellschaftlicher Fortschritt messen? Traditionell wird dafür das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Indikator herbeigezogen. Das kann die Frage aber nur bedingt beantworten. Denn wenn etwa die Verteilung der Wirtschaftsleistung ungleich ist, kann man von einem hohen BIP noch lange nicht auf hohen Wohlstand oder gar Zufriedenheit in der Bevölkerung schließen. Verwendet wird das BIP aber trotzdem gerne, weil es in allen Ländern nach internationalen Standards gleich erhoben wird, und die Kennzahlen daher vergleichbar macht.

Um diesem Anspruch auch auf andere Indikatoren auszudehnen, hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vergangene Woche den ersten umfassenden Leitfaden für das Messen von subjektivem Wohlbefinden veröffentlicht. Damit sollen nationale Statistikagenturen international vergleichbare Daten sammeln können. Die Definition von Wohlbefinden geht dabei über die Frage "Sind Sie glücklich?“ hinaus. Mit einbezogen werden die reflektive Bewertung des eigenen Lebens, kurzfristige Emotionen und Gefühlszustände sowie die Eudämonie, die Zufriedenheit mit dem Sinn des eigenen Lebens.

Martine Durand, Chef-Statistikerin der OECD ist überzeugt, dass das Messen von subjektivem Wohlbefinden künftig eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen wird: "Subjektive Daten über das Wohlbefinden können eine wichtige Ergänzung zu anderen Indikatoren liefern, um die Leistung von Ländern und Regierungen zu vergleichen, und um politische Entscheidungen zu treffen und umzusetzen.“

Nur ein Teil der Geschichte

Doch Glücks-Indikatoren können immer nur einen Teil der Geschichte erzählen: "Um das große Bild im Blick zu haben müssen zusätzlich zu Wohlbefindens-Forschung auch Daten erhoben werden, die auf objektiveren Aspekten des Lebens basieren.“

Ein Beispiel für das größere Bild ist der "Better Life Index“, den die OECD vor zwei Jahren eingeführt hat. Darin werden Umfragen und statistische Erhebungen zu insgesamt elf Lebensbereichen gesammelt. Evaluiert werden Wohnungs- und Einkommenssituation, Arbeitsmarkt- und Partizipationsdaten, Bildungs-, Umwelt- und Gemeinschaftsentwicklungen sowie die Bereiche Gesundheit, Sicherheit, Work-Life-Balance und die ganz persönliche Lebenszufriedenheit. Aus der Kombination dieser Faktoren ergibt sich ein Zufriedenheits-Wert auf einer Skala von 1 bis 10. Angeführt wird die Liste derzeit von Dänemark (siehe rechts), Schlusslicht unter den OECD-Ländern ist die Türkei. Da nicht alle Lebensbereiche für jeden von gleicher Bedeutung sind, kann man im Internet unter www.oecdbetterlifeindex.org die Daten für sich persönlich nach Relevanz ordnen und den Index neu berechnen.

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