"Pharmafirmen kriegen gute PR"

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Christian Lengeler vom Tropeninstitut Basel über den Kampf gegen Malaria.

Die Furche: Herr Lengeler, wo liegt das Hauptproblem in der Malariabekämpfung?

Christian Lengeler: Das größte Problem ist die mangelhafte Infrastruktur in den afrikanischen Ländern. Wenn dann, wie bei Malaria, innerhalb eines Landes die Resistenzbildung variiert, müssten verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen. Für viele Länder ist das eine zu große logistische Herausforderung. Deshalb ist es nahezu unmöglich, mehr als ein Medikament zu verwenden.

Die Furche: Wie weit ist man mit der Entwicklung eines Impfstoffs?

Lengeler: Der momentan am meisten versprechende Impfstoff RTSS wird gerade getestet, allerdings noch ohne Feldversuche. Wenn alles gut geht, werden wird diesen Impfstoff vielleicht 2010 zur Verfügung haben. Aber er bietet wahrscheinlich weder einen lebenslangen noch einen hundertprozentigen Schutz. Der Schutzfaktor liegt bei rund 30 Prozent.

Die Furche: Afrikanische Länder haben kein Geld. Sind Pharmakonzerne da überhaupt an der Malaria-Forschung interessiert?

Lengeler: In den 1990ern sind ganz klar alle Firmen aus dem Anti-Malaria-Business ausgestiegen. Aber mittlerweile gibt es ein Umdenken. Ein Beispiel ist die Initiative Medicines for Malaria Venture, die Mittel aus dem öffentlichen Gesundheitssystem und der Privatindustrie vereint. Die großen Firmen stellen etwa ihre Datenbanken mit chemischen Substanzen zur Verfügung, geforscht wird vorrangig an den Universitäten. Von den Firmen verlangt man dabei relativ wenig, und sie bekommen eine gute PR. Die Firmenmitarbeiter forschen auch lieber, wenn sie wissen, ihre Arbeit hilft Menschen in Afrika.

Die Furche: Welchen Schutz können Moskitonetze bieten?

Lengeler: Solche Netze sind ein sehr gutes und einfaches Mittel und die Bevölkerung geht, wenn sie entsprechend informiert wurde, auch richtig damit um. Wir sehen in der Praxis, dass, wenn tausend Kinder geschützt werden, 5,5 Todesfälle verhindert werden können. In den afrikanischen Endemiegebieten leben etwa 80 Millionen Kinder. Hätten alle Netze, gäbe es also eine halbe Million Todesopfer weniger.

Das Gespräch führte Cornelia Schuss.

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