Wenn von heiklen Papstwahlen die Rede ist, erinnert man sich an das Konklave im Jahr 1903. Damals legte der österreichische Kaiser zum letzten Mal ein Veto gegen einen Kandidaten ein. Um solchen Interventionen für immer einen Riegel vorzuschieben, drohte dann der neugewählte Pius X. den Kardinälen mit Exkommunikation, falls sie solche Einflußversuche von außen in Zukunft unterstützten.
In den neuen, am Wochenende im Vatikan vorgestellten Richtlinien „Über die Vakanz des Apostolischen Stuhles und die Wahl des Papstes von Rom" wurden die Vorschriften weiter verschärft. Handys, Tonbandgeräte, Video-Kameras und sonstige Aufnahme- und Übermittlungsgeräte bleiben in der Sixtinischen Kapelle, wo die Papstwahl stattfindet, strengstens untersagt. Außerdem müssen Techniker vorher die Umgebung auf „Wanzen" absuchen. Um eine Beeinflußung von außen zu vermeiden, dürfen die Kardinäle weder Zeitungen lesen noch Badio hören oder fernsehen.
Verbessert wird dagegen die Unterbringung. Statt in behelfsmäßigen Kojen wohnen die Kardinäle in einem eigenen Gästehaus. Der Transport zur Sixtinischen Kapelle muß aber so organisiert sein, daß sie von niemandem kontaktiert werden können. Die Wahl selbst erfolgt per Stimmzettel, der zweimal zu falten ist und auf den der Name des Kandidaten mit möglichst verstellter, aber lesbarer Schrift geschrieben werden soll. Die Zettel samt Unterlagen werden anschließend verbrannt. Der „schwarze oder weiße Bauch" als Signal an die Öffentlichkeit über den Wahlverlauf kommt im Dokument nicht vor.
Die Ordnung bestätigt sonst die Regelungen von Paul VI, die dieser wenige Jahre vor seinem Tod erlassen hat. Wahlberechtigt sind auch künftig nur die höchstens 120 Kardinäle unter 80 Jahren. Ein Zusammenhang der jetzigen Veröffentlichung mit dem Gesundheitszustand von Papst Johannes Paul II. wurde bei der Präsentation der neuen Richtlinien vehement bestritten.
