Sie liegt wie die Stadt des Volksliedes in Österreich, freilich ist sie nicht wie jene aus Gold und Edelsteinen erbaut, sondern aus den Gesteinen der Gebirge, die sie' rings umgeben. Wie alle Städte im Herzraum Europas hat sie eine fast zweitausendjährige Geschichte. Römische Kohorten, Kreuzfahrer und deutsche Kaiser, Feinde aus Norden und Süden haben sie durchzogen, geistliche und weltliche Fürsten und ihre eigenen Bürger sie mit den Renaissancepalästen, den Barockkirchen, den Säulen und Brunnen geschmückt, die im Rahmen einer erhabenen Landschaft heute noch ihre unvergängliche
An der Kaibrücke in Zürich läßt die pausenlose Jagd der Allerweltsautos mir für einen Augenblick Atem und Fuß stocken. Aber schon fühle ich mich von rechts und links untergefaßt, und während die Signalscheibe den Passanten den Weg freigibt, geleitet mich ein älteres Einheimischenehepaar über die Straße. Zwei helle Gesichter von bestem alemannischem Schnitt neigen sich mir zu mit jener ein wenig unpersönlichen Freundlichkeit, mit der dieses alte Gastland seinen Besuchern begegnet. Bald sitzen wir in einer Grünanlage unter einer breitschattenden Plantane und meine Beschützer
Im Frühjahr 1850 übersiedelte ein junger Diplomat aus Frankfurt am Main nach Wien und legte in die Hände des österreichischen Außenministers, des Fürsten Felix Schwarzenberg, seinen Diensteid als Leiter des „Deutschen Departements“ in dem Palais am Ballhausplatz ab. Freiherr Ludwig v. Biegeleben war damit denselben schicksalhaften Weg gegangen, der vor ihm schon so viele begabte Politiker und Kandidaten der Staatskunst aus Süd- und Westdeutschland nach Österreich geführt hatte, an ihrer Spitze etwa 50 Jahre früher den nachmaligen Staatskanzler Fürsten Metternich.So wie
Im Herbst 1830 weilte ein vornehmer Gast auf der Durchreise in Innsbruck. Es war der Gubernialrat und Hofrat der Vereinigten Hofkanzlei, Franz Graf Hartig, der, zum Gouverneur der Lombardei ernannt, in Innsbruck bei den maßgebenden Herren der Tiroler Landesregierung Informationen für seine neue Stellung einzog.In der Tat schien kaum eine andere Persönlichkeit besser geeignet, in dem veui den Wellen der französisdien Julirevolution umspülten, durch innere Gärungen und die Treibereien der Geheimbünde erregten Oberitalien wieder Ruhe herzustellen als Graf Hartig. Einem alten
Die dynastischen Beziehungen zu Spanien lenkten in Österreich durch Jahrhunderte die Aufmerksamkeit auf Spanien und seine Interessengebiete, die sagenhaften Länder um die Säulen des Herkules. Der Kampf gegen die Seeräuber und Barbaresken, die bis zur Schwelle des 19. Jahrhunderts von den Küsten Nordafrikas ausschwärmten und Handel und Sicherheit im westlichen Mittelmeer gefährdeten, verlieh diesen Bereichen einen gewissen romantischen Schimmer. Noch gemahnen die zehn Kolossalgemälde Vermayens im Wiener Kunsthistorischen Museum an die Eroberung von Goletta und Tunis durch die Truppen
An der Südseite der Wiltener Pfarrkirche in Innsbruck, nicht weit von dem Grabmal des großen Historikers Ludwig von Pastor, liest man auf einer Marmortafel die Inschrift: „Hier ruht die sterbliche Hülle des hoch- und wohlgeborenen Herrn Wilhelm von Eichendorff, k. k. Gubernialrat, Landstand in Mähren und Schlesien...“ Sie erinnert an den nicht alltäglichen Lebenslauf eines Edelmannes, den ein seltsames und zeitgebundenes Schicksal den weiten Weg aus den schlesischen Wäldern nach Österreich und Tirol führte, und ihn hier Beruf und Bewährung, Lebensenttäuschung und Lebensglück,
Die Originale, die in Wien niemals ausstarben, waren durchaus nicht nur die lustigen Figuren, als che eine verfälschende Literaturgeschichte sie so gerne hinstellt. Aus dem österreichischen Boden hervorgewachsen, waren diese Männer und Frauen zumeist Leute, die fest auf dem Boden des Wirklichen standen und — jeder in seiner Art — zur Milderung politischer und sozialer Gegensätze mithalfen. In einer Zeit, als Schillers „Räuber“ in die ..böhmischen Wälder“ gingen und in den Pariser Fau-bourgs die ersten revolutionären Flugblätter aufflatterten, wurden in Wien von offiziellen
Die journalistische Überproduktion, die wir trotz des Papiermangels in Österreich erleben — man zählte im Monat September 31 Tageszeitungen und 240 periodische Zeitschriften —, wird in ihren Ursachen und Auswirkungen viel erörtert. Sie ist aber weder neu, noch auf unsere Heimat beschränkt. In politischen und sozialen Übergangszeiten, wenn nach langem Druck und Unterdrückung der in- und ausländischen Nachrichtenbelieferung eine Lockerung oder Aufhebung der hemmenden Vorschriften eintritt, zeigt sich fast immer ein fast groteskes Mitteilungsbedürfnis auf der einen, ein wahlloser
Der Heimkehrer erzählte: Ich war nach einem längeren Krankenlager aus dem Reservelazarett entlassen worden. Die Hoffnung auf einen Heimaturlaub war zunichte geworden. Man brauchte für die russische Front jeden Mann und so hieß es wohl bald wieder die endlose Fahrt nach dem Osten antreten. Aber gerade in diesen Septembertagen weilten meine Gedanken viel und sorgenvoll in der niederösterreichischen Heimat, denn die Traudel sollte ja unserem ersten Kind das Leben schenken und ich hatte schon wochenlang von meiner jungen Frau und von meiner alten Mutter keine Nachricht.Da kam der große
Auf einem Relief der Marc-Aurel-Gedenk-saule in der Piazza Colonna zu Rom erhebt der Danubius sein bärtiges Haupt aus den Wellen und sieht den Kohorten nach, die gegen die Markomannen ziehen. Die Blickrichtung des Gottes bezeichnet den Schicksalsweg Österreichs.Es gibt zwei Arten von Kolonisation. Die eine ist imperialistisch-militärisch, sie strebt nach neuen Herrschaftgebieten und neuem Siedlungraum für die überschüssige Volkskraft. Die zweite ist geistig-kultureller Art, sie sucht neue Zonen zur Durchdringung mit geistigen Ideen, den Austausch von Kultur- und materiellen Gütern, die