Ohne daß ein besonderer Jahrestag oder ein außergewöhnlicher Anlaß zur Feierlichkeit angeregt hätte, schien sich der diesjährige 32ste Florentiner „Maggio Musicale“ in besonders ungewöhnlicher Weise manifestieren zu wollen. Bei Durchsicht seines Programms war man geradezu versucht, den Plan als musikalisch „magenverderbend“ zu bezeichnen: er schien ein Übermaß des Musikgenusses innerhalb eines einzigen Monates zu bedeuten. Es erweist sich als kaum möglich, auch nur auf einen größeren Teil des Gebotenen gewissenhaft einzugehen: Festspiele haben sich überall in einer Weise entwickelt, daß zwischen Juni und September in allen Landen ausgiebig gesungen, gestrichen, geblasen und gezupft und natürlich möglichst viel an verkauften Billets einkassiert werden soll. Und dies gilt, wie überall sonst, auch für Florenz.
Suppe „Boccoccio“ wurde neuerdings dem sonst fast ausschließlich auf italienische Klassik eingestellten Winterprogramm des Florentiner „Teatro Comunale“ erfolgreich eingefügt. Die künstlerischen Beziehungen zwischen Florenz und Wien sind stets herzlich gewesen. Wiener Musik ist hier immer gerne gehört und applaudiert worden; so wurde gleich das erste Szenenbild dieses Werkes mit lebhaftem Händeklatschen begrüßt. Das in letzter Zeit sich mit nachgerade fieberiger Geschäftigkeit entwickelnde Florentiner Musikleben, an dem die junge Generation der Stadt regen Anteil nimmt, zeigt
Das diesjährige, eben abgeschlossene zweiunddreißigste Mai-“festival in Florenz hat neben der erstaunlichen Entwicklung intensiven Musikinteresses in der bisher so viel mehr auf dem Gebiet bildender Künste leistenden Stadt auch ein Zeugnis für die in Italien stetig wachsende Judenfreundlichkeit und das Interesse für die Entwicklung des Staates Israel abgelegt.
Es ist kein alltägliches Ereignis, wenn im schönen Florentiner „Teatro Comunale" an einem Abend da im Konzertsaal das Erscheinen des Prager gemischten Chores a cappella unter Leitung seines Gründers Pavel Kuhn von einem von allen hohen Rängen niedergehenden Platzregen bedruckter Papierfetzen unterbrochen wird. Zu vielen Tausenden schneiten die Fetzen über die Zuhörer nieder — wer sie von oberster Galerie auf Parkett und Logen niederregnen ließ, war nicht zu erkennen; man klaubte sie vom Fußboden und von den Sitzlehnen auf und las immer wieder die Botschaft: „NEIN den Kommunisten
Wer das Musikleben Italiens mit Interesse verfolgt, muß mit Befriedigung feststellen, daß sich nun auch die Pflege der Musik — lange Zeit im Gegensatz zu der so regen der bildenden Künste- — intensiv weiterentwickelt. Die Teilnahme des großen Publikums am Wirken der schaffenden und ausführenden Musiker wird nachgerade erstaunlich: hauptsächlich dank jener der Jugend, die neuerdings ihr Interesse durch häufigen Besuch von Opern-und Kon zertveranstaltungen lebhaft bekundet. In Florenz — bis vor kurzem als Mittelpunkt eben jener bildenden Künste bekannt und berühmt — konnten in
Das berühmte Musikfest von Spoleto, seit seinem nunmehr zehnjährigen Bestehen bekannt unter dem Namen „Festival zweier Welten“ — auch als eines, welches „anders als die anderen“ ist (some-thing different, man sagt hier alles in beiden Sprachen jener verschiedenen Welten!), hat nunmehr seinen ursprünglichen Charakter verändert. Es ist eine durchaus mondäne Angelegenheit geworden; das Nachtleben der kleinen umbrischen Provinzstadt ist intensiv, es wird immerzu irgendwo getanzt, ein Empfang jagt den anderen, das Betrachten der mehr oder weniger holden Weiblichkeit, welche durch die
Beim Florentiner Publikum, besonders bei jenem des „Maggio Musicale“, erweisen sich die Namen von mitwirkenden, völlig unbekannten Künstlern im allgemeinen von nur geringer Zugkraft. Doch diesmal versammelte ein zum ersten Male von Sixten Ehrling geleitetes Orchesterkonzert im Teatro Comunale eine sehr zahlreiche Zuhörerschaft, die aufmerksam und stellenweise ergriffen der Darbietung der zumeist zeitgenössischen Werke folgte.Anlaß dieses Abends war die Erinnerung an den vor Jahresfrist in Florenz verstorbenen, allgemein beliebten, stets gefeierten Hermann Scherchen, Freund vieler
Erziehung des christlichen Geistes durch Pflege hochwertiger Musik nimmt dm Leben der katholischen Kirche eine wichtige Stellung ein; alljährlich wird im Vatikan in Beisein des Papstes ein großes Orchesterkonzert unter Leitung eines bedeutenden Dirigenten für eine Anzahl geladener Gäste veranstaltet. Diesmal geriet das Ereignis noch anziehender als sonst: von der „RAI“ technisch betreut, war Herbert von Karajan mit der Führung des Orchesters betraut worden, um dem Papst und seiner Umgebung Musik von Mozart und Verdi in höchster Qualität zu bieten.Die Nachricht, daß der gefeierte
Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze. Ebensowenig dem nichtschöpferischen, nur nachschaffenden Künstler. Auch die bedeutendsten Vermittler der Musik sind, sofern sie sich nicht selbst kompositorisch betätigt haben, für die Nachwelt verschwunden, vielleicht bis auf einige anekdotische Erinnerungen an besonders profilierte Persönlichkeiten. Liszt und Paganini sind für die musikalische Nachwelt lebendig geblieben; auch Ferruccio Busoni; jedoch nicht als unvergleichliche Vermittler der Musik anderer, sondern als Schöpfer ihrer eigenen. Hunderte von hervorragenden nachschaffenden
Im Mai 1933 hat sich auch Max Reinhardt in mein Florentiner Gästebuch eingeschrieben. Es ist ein inhaltsreicher, oft bewunderter und studierter Band, in welchem seit meiner Übersiedlung nach Italien sich alle meine Gäste bei ihrem ersten Besuch zumindest mit Namen und Datum einschreiben mußten. Wenn manche von ihnen Notenbeispiele, improvisierte Zeichnungen oder gar mehr oder minder gelungene Verse zu der Unterschrift beizusteuern Lust hatten, so war solche Geste mir höchst willkommen.Unter Reinhardts Unterschrift steht jene der Frau Helene Thimig, und eine ganze Anzahl Namen füllt das
Ich bin in Ungarn geboren, in Deutschland erzogen —, soweit eine Heirat ein weibliches Wesen erziehen kann! — bin amerikanische Bürgerin und lebe in Italien. Aus solcher Mannigfaltigkeit der Umgebung ergibt sich auch meine, in meiner Heimat übrigens nicht seltene, Vielsprachigkeit. Wenn ich auf die häufige Frage: „Wieviel Sprachen sprechen Sie eigentlich?“ — antworte: „Fünf!“ — so erfolgt, kaum vermeidbar, die Rückfrage: „Was ist die fünfte?“ — denn die vier „westlichen“ Idiomebeherrscht wohl heutzutage jeder halbwegs herumgekommene Mensch. Dann antworte ich: