Obwohl ich zwar den Jahren nach schon genug alt wäre, bin ich aber dem Wesen nach vielleicht doch noch zu jung, um urteilen zu dürfen. So kann ich nur sagen, daß ich „Die Furche“ als geistige Zeitschrift besonders schätze, weil schon die Namen der Persönlichkeiten, die mit ihren Beiträgen teilnehmen an der „Furche“, ob in politischen, kulturellen, literarischen Belangen, — daß diese Namen schon eine Gewähr dafür sind, daß wir Leser uns das Beste, Interessanteste erwarten dür-fert. 1So gehöre ich zu den Lesern der „Furche“ und würde verstehen, wenn der Andrang von
Da sehe ich einen alten Herrn fast beschwingten Schrittes in den Park hineingehen. Ist es der Frühlingstag, der ihn so bewegt? Der alte Herr, da geht er vor sich hin und denkt: „Heute ist ein schöner Tag, da werden sie wohl alle da sein“; und er nimmt den Weg zu den Tischen im Park, an denen, eifrig Karten spielend, Pensionisten sitzen, von ebenso eifrigen Zuschauern umgeben. Der alte Herr, er ist eigentlich kein Zuschauer des Kartenspiels, aber tief interessiert betrachtet er die Kartenspieler, weil es für ihn so beruhigend ist, diese vom Kartenspielen ganz erfaßten Menschen,
Da begegnen wir auf unseren Landwegen vielen Kreuzen, an denen Jesus Christus, aus Holz gebildet, hängt. Und wie sehen wir diesen Schmerzensmann am Kreuz? Noch vor gar nicht langer Zeit sagte ich: „Wenn auf diesen Wegen keine Kreuze mich begleiteten, würde ich die Menschen hier nicht mehr als meine Brüder erkennen“. Dann später aber mußte ich in einem Gespräch über den verehrten Goethe erfahren,daß er diese vielen Bildkreuze nicht gemocht hatte. Und wenn iah auch schon gewöhnt bin, so manches Voreilige über die große Persönlichkeit Goethes zü hören, so hat mich diese seine
Wie sehen eigentlich wir Wiener heute unsere Stadt? Und wie hat sie der Wiener, der in ihr vor hundert Jahrein lebte, gesehen? Sah er das, was sich um ihn so schön türmte und kuppelte, als selbstverständlich Gewohntes, oder war er mehr oder weniger sogar mitschaffend an dieser Schönheit durch seine Aufnahmebereitschaft? Ich möchte fast glauben, daß damals auch noch der einfache Bürger eine Beziehung zur Architektur seiner Stadt hatte. In den Palais wohnten die Adeligen, ein als Symbol eines Höheren beachteter Stand, und die vielen Bürgerhäuser mit ihren Fenstern und Baikonen, ohne
So nimm meinen Lobpreis gnädig an, auch wenn er nur von einer ganz Geringen kommt und eben nicht mehr sein kann, als wenn einem Säugling schon das Wort zur Verfügung stünde und er sein süßes Liegen zwischen den Brüsten seiner Mutter preisen würde. Du aber, o Schöpfer, weißt auch um die Deutung des Säuglings, um das Wunder der drei Monate alten Kindlein, denen noch kein Wort gegeben, die aber in ihrem Jubeljauchzen höchsten Ausdruck der Freude finden, so daß wir nur staunen können und fragen: Woher kommen diese Kindlein?Wir Erwachsenen, die wir das Wort sprechen und lesen können
Meine Schwester und ich hatten gerade in Wien unsere ersten Erfolge erlebt und waren als die „drei Schwestern Wiesenthal“ in Wien bekannt geworden, da berief uns Max Reinhardt nach Berlin. „Auf nach Berlin“, riefen wir begeistert. Wir waren Ja noch so jung und bereit für alles Neue und freuten uns besonders auf das Erlebnis der „Großen Welt“. Und daß es Max Reinhardt war, von dem dieser Ruf erging, war das Wunderbare daran. Ich hatte seine Aufführung von Shakespeares „Sommernachtstraum“ gesehen und war so überwältigt davon, daß ich Tage nachher noch in seliger
Hugo von Hofmannsthal erdachte sich einstmals für mich eine Pantomime: „Das fremde Mädchen.“ Die Musik dazu komponierte Hannes Ruch, und ich gab den Gestalten dieser Dichtung Leben auf der Bühne und mimte und tanzte das „fremde Mädchen“ selbst. Die Handlung dieser Pantomime war eigentlich sehr einfach: Da gab es eine kleine Gesellschaft dunkler Existenzen — man nennt sie für gewöhnlich „Verbrechertypen“ — und dann „das fremde Mädchen“: ein ergreifend kindhaftes, zartes Geschöpf, das von den Verbrechertypen dazu mißbraucht wurde, die Blicke der Empfindsamen auf sich
um zur Selbsterziehung und zum Apostolat anzuleiten. Viele reifende Jugendliche würden sehr dankbar sein, wenn die geschickte Feder des Verfassers noch etwas mehr über die sehr glücklich gebrachte Erstaufklärung hinauskäme und auch auf die oft so quälenden Gewissensfragen mehr einginge. Erfahrungsgemäß hört im Reifealter das gefährliche Grübeln und Forschen nicht auf, solange der Jugendliche nicht über „alles“ genügend klar ist. Auch wird eine im Lichte des Glaubens gewonnene idealweckende und motivbildende Zusammenschau bewundernde Ehrfurcht wachrufen vor den großen
Wie sehen eigentlich wir Wiener heute unsere Stadt? Und wie hat sie der Wiener, der in ihr vor hundert Jahren lebte, gesehen? Sah er das, was sich um ihn so schön türmte und kuppelte, als selbstverständlich Gewohntes, oder war er mehr oder weniger sogar mitschaffend an dieser Schönheit durch seine Aufnahmebereitschaft? Ich möchte fast glauben, daß damals auch noch der einfache Bürger eine Beziehung zur Architektur seiner Stadt hatte. In den Palais wohnten die Adeligen, ein als Symbol eines Höheren beachteter Stand, und die vielen Bürgerhäuser rflit ihren Fenstern und Baikonen, ohne
Wienerinnen gibt es natürlich viele, aber gibt es heute noch die eine, „die Wienerin“? Hinter diesem Namen, der ein Begriff geworden ist, verbirgt sich eine Wirklichkeit, denn ihr Ruf ist über die Sprachgrenzen in die Welt gedrungen. Und so gibt es wohl im ähnlichen Sinn noch den Begriff der „Pariserin“, vielleicht noch eine „Venezianerin“, aber keine „Londonerin“, keine „Moskauerin“, dafür aber eine „Berlinerin“, deren Ruf aber nie die Sprachgrenzen überschreiten konnte. Wie ist eigentlich dieser Ruf der Wienerin entstanden? Nicht nur die großen,
Wenn ich mich frage, was es ist, das mir aus der Erinnerung meiner Kindheit immer klarer herauswächst, so wie das kleine Sternlein im Zuckerl, dessen süße Wand uns Kindern beim Genießen schmilzt und dieses Sternlein freigibt, so scheint mir, ist es das Wunderbare, das als wesentliche Nahrung einem zarten Kinderdasein so nötig ist und das seinen Platz im Natürlichen so selbstverständlich einnimmt.So erleben wohl die meisten Kinder Weihnachten nicht nur der Geschenke wegen als schönstes Fest, sondern besonders deswegen, weil Engel um den Christbaum schweben und das Christkind selbst, wie