Der Mann, der in diesem Jänner in seinem Wiener Heim auf der Hohen Warte Rückschau auf acht Jahrzehnte eines bewegten Erdenlebens hält, hat seinen Platz in der Geschichte der österreichischen Publizistik. Den älteren der heute noch lebenden und wirkenden Journalisten war er als langjähriger Chef des Bundespressedienstes in der Ersten Republik ein mitunter gestrenger Herr, die neue Generation hat ihn in den Jahren nach 1945 als kenntnisreichen Lehrer und wohlwollenden Freund erlebt. Alle aber kennen den integralen Österreicher, den Mann, der auch mit einer eigenständigen Meinung nie
Am vergangenen Dienstag hielt Chruschtschow seine mit Spannung erwartete Rede auf dem 22. Parteitag der KPdSU. In Wien raufte man sich zur selben Zeit über das Zustandekommen des Budgets. Aber weder das eine noch das andere bildete an diesem Tag das Hauptgesprächsthema in der österreichischen Hauptstadt. Das Interesse politisch interessierter Österreicher konzentrierte sich auf eine kleine Notiz auf der dritten Seite der bürgerlichen Tageszeitung „Die Presse”, wo in lapidaren Worten mitgeteilt wurde, daß ihr bisheriger Herausgeber und zuletzt auch Chefredakteur Fritz Molden diese
Schwarze Fahnen wehen wieder von den Türmen des Wiener Rathauses. Eine Generation der österreichischen Politik haben sie im letzten Jahrzehnt verabschiedet: Seitz, Kunschak, Körnerᾠ Diesmal gilt ihr letzter Gruß bereits einem Mann, der mit seinen Freunden erst 1945 in das Rampenlicht öffentlichen Wirkens getreten ist: Seine Wiege stand im Böhmerwald. Hier wurde Lois Weinberger ant 22. Juni 1902 als Sohn eines Handwerkers in Markt Eisenstein geboren. Mitten im ersten Welt krieg, 1916, bringt ihm der auf Fronturlaub weilende Vater nach Wien. Bei den Salesianern in Erdberg soll der Bub
Die Zeiten sind Vergangenheit, in denen nach einem politischen Bonmot jener Krisenjahre die Fahrt des steirischen Landeshauptmannes über den Semmering in Richtung Wien jedesmal Staatsnotstand bedeutete. Der Mann, der heute an der Spitze der steirischen Landesregierung steht, hat auch trotz einiger umstrittener Ausflüge in die Bundespolitik im letzten Jahr als Politiker wie auch als Mensch nicht die geringste Ähnlichkeit mit der düsteren, von Intrigen ständig umwitterten Gestalt eines Anton Rintelen.Nicht „König Anton” residiert heute in Graz, sondern „Vata Krainer” wirkt hier:
Chelsea Hospital 1944: An das Bett des jungen, im Pazifischen Ozean schwerverwundeten 26jährigen Marineleutnants John Fitzgerald Kennedy tritt der Vater. Sein Herz ist schwer. Soeben ist die Nachricht vom Tod von Johns älterem Bruder vom fernen europäischen Kriegsschauplatz eingetroffen. „Jetzt bist du die Hoffnung des Clan Kennedy. Du wirst unsere Farben in der politischen Arena verteidigen und du kannst auf uns zählen, daß wir dir alle dabei helfen werden.“ Das sind die Worte des Vaters in einer bitteren Stunde. Der „Clan Kennedy“ aber hat Wort gehalten. Vor wenigen Tagen wurde
Die Szene ist beinahe martialisch. Eine große Spezialkarte, beschwert an allen vier Ecken, liegt auf dem Tisch. An der Wand hängen Skizzen und Pläne. Mit ernster Miene spricht ein Mann vor einem geladenen Kreis. Es schaut wirklich aus nach einem Kriegsrat ...Und es war auch ein „Kriegsrat“, den der Präsident des Bundesdenkmalamtes, Dr. Demus, vor kurzem mit der Wiener Presse hielt. Der Feind: die Spitzhacke. Das Ziel des Kampfes: die Erhaltung und Sanierung der alten Wiener Stadtviertel, die Bewahrung der Reste jenes Wiens, das nicht nur den Wienern teure Heimat, sondern auch oft den
500 Journalisten hatte die „Union Europeenne des federaiistes“ in der vergangenen Woche nach Venedig geladen. Und es waren auch annähernd so viele, die diesem Ruf zu einem 2. Europäischen Pressetreffen mit Freude und voll Interesse folgten. Dicht gefüllt waren die Bänke, auf denen die Redakteure aus den sechs Staaten „Kern-Europas“ Platz nahmen: Franzosen neben Deutschen, Italiener dicht bei jenen, deren Redaktionsstuben in Holland, Belgien und Luxemburg sich befinden. Die „splendid' isolation'V die sich die englische Presse in europäischen Fragen auch heute noch gerne
Die neue Bundesregierung hat ihre Visitenkarte abgegeben. Vor den dichtbesetzten Bänken des National- und Bundesrates verlas Bundeskanzler Ing. Raab die Regierungserklärung des von ihm geführten Kabinetts. Und nicht nur vor diesem. Zum erstenmal in der Geschichte des österreichischen Parlamentarismus war auch ein stummer, lebloser, aber sehr hellhöriger Gast im Plenum: das Mikrophon, durch das die Hörer aller österreichisehen Sender, viele tausende Wähler in Stadt und Land, die Worte des Mannes am Steuer zugetragen bekamen.Der neue Regierungschef ist als ein Mann nüchterner
In einer Welt, die viel von Frieden spricht, in einer Stadt, in der gerade in diesen Tagen dieses Wort wieder und immer wieder eitel genannt wird, erfüllt die Caritas einen alten Plan. Daß sie Hungrige speist und Frierende bekleidet, hat sich herumgesprochen. Daß die Männer und Frauen der Caritas nicht nur in den Außenbezirken der großen Städte, sondern auch in denen unserer Gesellschaft ihre Stützpunkte haben: davon konnten wir erst unlängst berichten. Allein auch mit diesen schweren, selten in ihrer Größe erkannten und noch seltener tatkräftig unterstützten Tätigkeit endet
Die Statistik hat ihre eigene’ Sprache. Die langen Kolonnen drei- und vierstelliger Zahlen reden eindringlicher als .manches- geschriebene oder gesprochene Wort. Ziffern treiben keine Theorie, sie schwätzen auch’ nicht, sie erzählen einfach und deutlich — mehr als deutlich.Die „Statistischen Nachrichten" vom 25. Oktober 1949 melden einen von Jahr zu Jahr höheren Anstieg der Ehescheidun-. gen in Österreich. 1945 waren es 4554; 1946 erfolgte der große Sprung auf 13.351 —, viele 'in den Kriegsjahren nur lose geknüpften Bande fielen. Die „steigende Tendenz" der zerbrochenen Ehen