6594623-1952_49_02.jpg
Digital In Arbeit

Dreimal Frieden

Werbung
Werbung
Werbung

In einer Welt, die viel von Frieden spricht, in einer Stadt, in der gerade in diesen Tagen dieses Wort wieder und immer wieder eitel genannt wird, erfüllt die Caritas einen alten Plan. Daß sie Hungrige speist und Frierende bekleidet, hat sich herumgesprochen. Daß die Männer und Frauen der Caritas nicht nur in den Außenbezirken der großen Städte, sondern auch in denen unserer Gesellschaft ihre Stützpunkte haben: davon konnten wir erst unlängst berichten. Allein auch mit diesen schweren, selten in ihrer Größe erkannten und noch seltener tatkräftig unterstützten Tätigkeit endet nicht das Arbeitsfeld der wahren Caritas, der wirklichen christlichen Nächsten- und Femstenliebe. Es ist viel größer. Seine Grenzen sind kaum zu erkennen. Der Wintermantel für den Bettler, Kohle für die Witwe, Sorge für das verlassene Kind: sehr gut. Aber alle diese Friedenstaten sind gefährdet, wenn neue Wunden geschlagen, wenn neues Elend das alte ins Unermeßliche steigert. Deshalb hatgerade die Caritas das Recht, nein, die Pflicht, aus dem Haus der Kirche den Friedensruf zu erheben,

Auf der großen Studientagung des Katholikentages in Mariazell wurde im Mai dieses Jahres der Beschluß gefaßt; in dieser Woche — es ist die erste des Advents — wird er in die Tat umgesetzt,

Auf drei von der Caritas veranstalteten Abenden werden hohe kirchliche Autoritäten ihr Wort — es ist das der Kirche — für die Begegnung der Menschen, für vermehrtes Verständnis, für die Überwindung der Gegensätze in allen Lebensbereichen sprechen. Die Kirche maßt sich nicht an, dem Staat und der Welt Ratschläge zu geben, ohne in ihrem ureigensten Bereich für einen echten Frieden Sorge zu tragen. Deshalb kann aüch das Thema des ersten Abends kein anderes sein als „Der religiöse Frieden". Deshalb wird auch am Freitag, 5. Dezember, um 19 Uhr im Musikvereinsgebäude (Brahms-Saal) nicht nur als Vertreter der katholischen Kirche Weihbischof Dr. Leo Pietsch, sondern als ein willkommener Gast der evangelische Bischof Dr. Gerhard May sprechen. Nach diesem Abend, nach dieser Friedens tat können mit um so größeren Gewicht Worte über den „Sozialen und politischen Fr i e d e n" gesprochen werden. Erz- bischof-Koadjutor Dr. Franz J a c h y m ist der Redner (Samstag, 6. Dezember, 19 Uhr, Musikvereinsgebäude, Brahms- Saal). Uber allem aber und als höchstes Ziel steht „D e r V ö 1 k e r f.r i e d e". Kardinal-Erzbischof Dr. Theodor Innitzer wird ein undeutbares Bekenntnis der katholischen Kirche zu diesem jedem

Katholiken gerade in unserer Zeit so teurem Gut ablegen (Sonntag, 7. Dezember 1952, 19.30 Uhr, Großer Konzerthaussaal).

Der Ruf der Caritas um Hilfe und Unterstützung bei ihren Werken erreicht stets das Ohr vieler tausender Katholiken, der dreifache Ruf der Caritas für einen unverfälschten unverhüllten Frieden aber kommt zu ihren Herzen.

In Anwesenheit von Kardinal Innitzer fand im Sophiensaal eine Kundgebung der Flüchtlinge statt, die die Caritas Wien im Rahmen der Caritaswoche zusammengerufen hatte. Dozent Dr. Max Pietsch, der Initiator des Siedlungswerkes „Heimat Österreich", erklärte, daß die nächstliegende Lösungsmöglichkeit des Flüchtlingsproblems, die Rückkehr in die alte Heimat, für heute und wohl für längere Zeit ausscheidet, daß aber jeder Heimatvertriebene ein unverlierbares und unverzichtbares Recht habe, zurückzukehren. Auch die Auswanderung, einst eine große Hoffnung, könne nur wenigen Hilfe bringen. So bleibe als einzige Möglichkeit der Lösung dieses Problems die Seß- haftmachung. Das Siedlungswerk „Heimat Österreich", das vor zwei Jahren gegründet worden ist, hat als erstes Landarbeitersiedlungen in Angriff genommen. 1 Million Schilling wurden durch die Norwegerhilfe gegeben und 400.000 vom Landwirtschaftsministerium, während die Eigenleistungen der Siedlerfamilien einem Wert von 700.000 Schilling entsprechen und die Grundstücke unentgeltlich beigestellt wurden. Bei der zweiten Aktion des Siedlungswerkes „Heimat Österreich", Beschaffung von Krediten, konnten bisher über 100 Kredite in der Höhe von insgesamt 1,200.000 Schilling aufgebracht werden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung