Die beeindruckende Renaissance Arthur Schnitzlers überrascht nicht. Was lange Zeit als Spiegelbild einer dekadenten Zivilisation und eines oberflächlichen Lebensgenusses erschien, entpuppte sich inzwischen bei Schnitzler als harte Kritik an dieser österreichischen Kulturepoche. Das ist ja einer der Irrtümer der scheinbar so verlockenden sexuellen Promiskuität: die Annahme, daß die Menschen da nur mit Lustgewinn, jedenfalls aber unversehrt, hindurchgehen können. Was dabei an gewollten oder ungewollten persönlichen Bindungen entsteht und wie verletzt diejenigen den Schauplatz verlassen,
Einer (Günther Nenning) plädierte für einen großen Friedensschluß, wo die anderen (von Blecha bis Dichand) gar keinen Krieg sahen. Das Feuer der Diskussion um das ORF-Monopol hat jedenfalls von links einen kräftigen Luftstoß erhalten und am darauf folgenden Wochenende hat sich Bundeskanzler Dr. Kreisky für ungestörte Bedingungen für das Weiterbrennen dieses Feuerchens ausgesprochen.Nennings Vorschlag, auf Grund verschiedener Sachzwänge (Kronenzeitungsgewinne müßten untergebracht werden; die konservativen Kräfte müßten Zugang zum elektronischen Medium bekommen; das alles müsse
Bescheiden nannte Bischof Johann Weber sein Referat vor der Vollversammlung des österreichischen Laienrates „Kirche und Gesellschaft in Österreich - Bemerkungen zur gegenwärtigen Situation”. Es waren mehr als bloße, Bemerkungen. Der Grazer Diözesanbischof betreut in der Bischofskonferenz jene Fragen, die aktuell das Verhältnis Kirche und Gesellschaft bestimmen. Er zog einen Bogen vom heilsgeschichtlichen Auftrag der Kirche bis zu konkrefen Anregungen für das Denken, Reden und Handeln der Kirche und der Katholiken in Österreich.Einmal mehr wurde die Frage nach der Eigenart
Mit deutlichen Akzenten in Richtung Engagement der Katholischen Aktion in den Fragen der Gesellschaftspolitik fand am Wo.chenende die Frühjahrskonferenz der Katholischen Aktion statt. Der Vizepräsident der KAÖ, Prof. Heinrich Schneider, lieferte eine ausführliche Diskussionsgrundlage, die in den nächsten Wochen weiter beraten werden wird.Einige Sorgen prägen zunächst die Überlegungen der Katholischen Aktion: vor allem die zunehmende Reduktion des Politischen auf das Parteipolitische und die Gefahr der Entfremdung von der Demokratie auf Grund eines moralischen Vertrauensverlustes. Ohne
Zu vielen Themen hat die SPÖ in letzter Zeit ein Feld der Auseinandersetzung eröffnet. Eines ist fast allen gemeinsam: sie sind mittelbar oder unmittelbar auf Äußerungen und Handlungen ihrer Politiker zur rückzuführen, und wie immer ein Thema letztlich zu Ende geführt wird, irgend etwas bleibt hängen.Am Beispiel des jüngsten Angriffes auf die katholische Presse im Informationsblatt TOP (die FURCHE berichtete darüber) heißt das: Abg. Blecha sollte nicht so entsetzt tun über diese Veröffentlichung, hat er doch selbst bei der Debatte im Nationalrat in Oktober den „Medienriesen
Nach dem Rückblick auf die Verknüpfung der Geschicke unseres Landes mit dem Geschlecht der Babenberger, die Erhebung Kärntens zum Herzogtum, das Wirken des Heiligen Wolfgang auf österreichischem Boden vor 1000 Jahren und auf die Gründung der obersteirischen Benediktinerabtei St. Lambrecht, von der aus Mariazell gegründet worden ist, vor 900 Jahren, gibt das nächste Jahr Gelegenheit, uns eines noch viel eindrucksvolleren kulturell bedeutsamen Kontinuums bewußt zu werden: Seit 1200 Jahren wird das Benediktinerstift Kremsmünster praktisch ohne Unterbrechung seit seiner Gründung im Jahre
Die Firma Bernhard Kandl vertritt seit Jahren neben Opel die drei wichtigsten Marken der größten Autofirma der Welt, der General Motors: Chevrolet, Buick, Cadillac. Später als in früheren Jahren präsentierte dieses alteingesessene Wiener Autohaus die neuen Modelle (1970). Der Grund für die Verzögerung lag im Hafenarbeiterstreik der USA, die Fahrzeuge sind gerade noch rechtzeitig vor dem Beginn der Saison Im Wiener Volksgartenrestaurant gezeigt worden. Die Chefin der Firma, Frau KR Kandl, assistiert von den Firmendirektoren Pasching und Rosam, stellte acht große Amerikaner und,
„UND DIE GRÖSSE IST GEFÄHRLICH.“ Anekdoten aus Österreich. Von Gattfried Hein dl. Pattt-Neff^Verlag. 320 Seiten,. 120 Illustrationen. S 125.—.Eine durch und durch vergnügliche Geschichte Österreichs vom Barock bis zum End* der großen Koalition vor wenigen Jahren ist Gottfried Heindls neueste Anekdotensammlung. Noch stärker als in seinem ersten Buch „Geschichten von gestern — Geschichte von heute“, das sich lange Zeit auf der Bestsellerliste hielt, gelingt es dem Autor hier, aus Zitaten und kleinen Ereignissen die Bilder ganzer Epochen erstehen zu lassen.Gleichzeitig ist das
Schweden Ist heute nicht mehr als christliches Land zu bezeichnen. Die christliche Religion spielt im Staat keine beachtenswerte Rolle mehr, ihr Wert sinkt täglich weiter, ja sie gerät in der breiten schwedischen Öffentlichkeit geradezu in Vergessenheit. Die Polemik unter den Intellektuellen dauert zwar an,> kennt aber nur das Ziel, das Christentum endgültig abzuschaffen. Die Feststellung der Entchristlichung Schwedens darf nicht als voreiliges oder übertriebenes Urteil aufgefaßt werden — sie ist eine historische, belegbare Tatsache. Professor Ingemar Hedenius, der an ihrem Zustandekommen wesentlich beteiligt war, konnte triumphieren, daß es weder in Skandinavien noch auf dem Kontinent ein Land gibt, das schneller und radikaler entchristlicht wurde.
In der Nummer 20 1968 der „Furche“ setzte sich der Generalsekretär der Katholischen Aktion Wien, Friedrich Giglinger, mit einer Reihe von Einwänden gegen die ihm Rahmen der Synode der Erzdiözese Wien am 15. September 1968 für die Wiener Pfarren vorgeschriebenen Wahlen auseinander. Obwohl er in diesem Artikel die Notwendigkeit und Folgerichtigkeit der Durchführung von Wahlen begründete und auch manche Zweifel beseitigte, geistert noch immer eine Fülle von falschen Vorstellungen und Vorbehalten gegenüber den Wahlen umher. Die meisten Einwände wenden sich zwar gegen die Abhaltung von
Der Bundeskongreß der Katholischen Jugend Österreichs fand am 31. Oktober 1966 im Salzburger Großen Festspielhaus seinen festlichen Abschluß. Nach zwei Tagen Feiern und gemeinsamen Arbeitens gingen die Delegierten wieder zurück in ihre Heimatdiözesen, beauftragt, an dem Platz, an dem sie stehen, Kirche präsent zu machen und die Ergebnisse dieses Kongresses wirksam werden zu lassen.Die Katholische Jugend ist auf dem Weg: so könnte man am besten den Grundton angeben, der sich durch diese drei Tage Salzburg zog. Vielleicht wurde diese Situation des Auf-dem-Weg-Seins am deutlichsten bei
Am 19. Mai 1966 wird im Mis- sionshaus St. Gabriel der dritte osterreichische Bischof fur den Dienst in Ubersee geweiht werden. Exzellenz Dr. Friedrich H elm el, der bisherige Rektor von St. Gabriel bei Modling, wurde von Papst Paul VI. zum Bischof der neugeschaffenenDidzese Guarapuava im brasilianischen Staat Parana ernannt.Exzellenz Helmel, der erst dieser Tage seinen funfundfunfzig- sten Geburtstag feierte, stammt aus Lunz am See und trat 1931 in St. Gabriel in die Gesellschaft vom Gbttlichen Wort (SVD) ein. Er studierte spdter in Rom und empfing 1937 seine Priesterweihe am Germanikum in
Mit McGeorge Bundy schied Ende Februar der letzte Mitarbeiter Präsident Kennedys aus dem Regierungsteam Lyndon B. Johnsons aus. Der „Wachhund des Weißen Hauses in der Außenpolitik”, wie ihn die Journalisten nannten, befand sich während der ganzen Johnson-Administration schon auf dem absteigenden Ast seines Einflusses. Sein nunmehriges Aussteigen aus der Regierungsarbeit und sein Wechsel in die Privatsphäre als Präsident der Ford Foundation mit einem Jahresgehalt von 75.000 Dollar hat nicht mehr sonderlich überrascht. Die Zeiten, als Bundy sozusagen sein „kleines
Als im Wiener Gemeinderat ein Abgeordneter eines Tages sagte, der Politiker sollte weder „Arbiter“ noch ,£ensor“ sein, stand am nächsten Tag in der Presse, der Politiker sollte weder „Arbeiter“ noch „Zensor“ sein! Nun, als der Redner auf diesesMißverständnis hinwies, meinte die Redaktion des Blattes, wie könne man auch im Gemeinderat lateinisch reden!Der Redner war Prof. Dr. Markus Bittner, seit 1954 Abgeordneter der ÖVP im Wiener Landtag, seit 1964 Vizepräsident des Wiener Stadtschulrates und „nebenbei“ noch immer Professor für Geschichte und Deutsch am
Die Galerie in der Biberstraße vermittelt die Bekanntschaft mit drei bedeutenden polnischen Graphikern: Stanislaw D a w s k i, derAelteste und technisch Sattelfesteste, ist Rektor der Kunsthochschule in Breslau, Stanislaw W o j t o- wicz, Träger zweier erster Preise für Graphik (in Warschau und Laibach) und der folklorischen Holzschnittkontur verhaftet, lehrt an der Akademie in Krakau, Marian M a 1 i n a, der Jüngste und stilistisch Eigenwilligste, Lebhafteste, Experimentellste, beeindruckt hierorts am stärksten. Allen dreien gemeinsam ist das für Polens Künstlerschaft so
Hokusai, so hören wir, malte auf einem Reiskorn zwei Spatzen. Ganz so weit hat es der Wiener „K r e i s“ noch nicht gebracht, der jetzt in der Galerie W o 1 f r u m im Palais Lobkowitz „Werte des kleinen Formats“ ausstellt: reiskorngroß ist keine der Arbeiten. Doch finden sich viele Näherungswerte, die große Kunst in kleinstem Rahmen zu geben versuchen.Dabei erweist sich, daß das gewählte kleine Format die Künstler nicht nur zu strenger Disziplin, anhält, sondern auch anregend wirkt; man kann fast sagen, die Originalität ist dem Format umgekehrt proportional. Da ist zum
Albertina, Wien I, Augustinerstraße 1: Rembrandt- Ausstellung im 350. Geburtsjahr des Meisters. 149 Handzeichnungen, 133 Radierungen.Wohl die bedeutendste Ausstellung in diesem Herbst in Wien, und die schönste dazu. Die Albertina hatte aus ihren Beständen eine Reihe von Blättern für die Ausstellungen zu Ehren des Meisters in Amsterdam, Rotterdam und Stockholm zur Verfügung gestellt. Nun beschließt sie mit einer würdigen Schau von 282 Handzeichnungen und Radierungen das Rembrandt-Jahr und kann ihrerseits ergänzende Leihgaben aus den Museen der genann-ten Städte zeigen.Die
„Die wilde Flamme", ein Schauspiel in drei Akten und einem Epilog von John Steinbeck, das jetzt im Theater der Courage gespielt wird, züngelt ein wenig im ersten Akt, daß man fürchtet, die Flamme müsse jeden Augenblick verlöschen; erhebt sich im zweiten Akt und wird plötzlich zum hellauflodernden Feuer, zu einem wirklichen Brand, der um sich zu greifen droht und wichtige Bezirke menschlichen Daseins betrifft; und verlischt dann ebenso plötzlich, wie sie begann, in den beiden Schlußbildern: ein Strohfeuer, von dem man vergeblich eine Erleuchtung erwartete. Das alte Thema der
Ueberraschend hat das kleine Theater im Palais Esterhazy Franęois Mauri a cs jüngstes Drama, „Feuer auf der Erde" (Le feu sur la terre), aufs Programm gesetzt und in einer sehr dichten Aufführung herausgebracht. Mauriac führt uns in diesem 1950 erschienenen Milieustück in ein Land, in dem es, wie er selbst sagt, keinen Weg mehr gibt: dorthin, wo kein Strahl der Gnade hinfällt. Aber auch hier, in diesem alten, wilden, vom Feuer verzehrten Land ist Mauriac noch der große Moralist, für den es „Lüge und Irrsinn wäre, wollte man dem Publikum vormachen, wir lebten in einer harmonischen
Die Politik, die sich wie ein Ariadnefaden durch die Premieren dieser Woche zieht, beginnt schon im Burgtheater, das Bernard Shaws Komödie „Der Kaiser von Amerika“ (The Apple Cart) spielt. Die Geschichte von König Magnus, dem Sich zu Ende unseres Jahrhunderts die Chance bietet, Kaiser von Amerika und dem „angeschlossenen“ England zu werden, ist heute, ein Vierteljahrhundert nach ihrer Entstehung, und einige Jahrzehnte vor ihrer „Realisierung“ keineswegs unaktuell. Die Pointen haben ihren Glanz nicht verloren, und die langen Gespräche über Demokratie, Plutokratie und Königtum
Der Mitternachtsmörder. Von Werner T r a h r. Verlag Waldheim-Eberle, Wien. 210 Seiten.„Ein eigenartiges Lächeln stand in seinem Gesicht, das einen sonderbarer Kontrast zu den zusammengekniffenen Augenlidern bildete, hinter denen die Augen geheimnisvoll glitzerten. Dann holte er tief Atem.“ Der Leser auch. Denn die Ueberlegung, wie und auf welchen Wegen derlei zum Druck kommen mag, ist wohl geeignet, ihn nach Luft schnappen zu lassen. J. M.Incognito. Von Ludwig Bemelmans. Eine vergnügte Geschichte mit 52 Zeichnungen des Autors. Bei Wolfgang Krüger, Hamburg. 248 Seiten. Preis 9.80