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Der Mitternachtsmörder. Von Werner T r a h r. Verlag Waldheim-Eberle, Wien. 210 Seiten.

„Ein eigenartiges Lächeln stand in seinem Gesicht, das einen sonderbarer Kontrast zu den zusammengekniffenen Augenlidern bildete, hinter denen die Augen geheimnisvoll glitzerten. Dann holte er tief Atem.“ Der Leser auch. Denn die Ueberlegung, wie und auf welchen Wegen derlei zum Druck kommen mag, ist wohl geeignet, ihn nach Luft schnappen zu lassen. J. M.

Incognito. Von Ludwig Bemelmans. Eine vergnügte Geschichte mit 52 Zeichnungen des Autors. Bei Wolfgang Krüger, Hamburg. 248 Seiten. Preis 9.80 DM.

Der Hotelfachmann Bemelmans ist Autor vielgelesener (amerikanischer) Bücher, in denen das Leben im allgemeinen und die Menschheit im besonderen aus der Kellnerperspektive betrachtet wird (und das ist nicht die schlechteste, weil sie zwischen Vogelschau und Froschperspektive ungefähr in der Mitte liegt). „Incognito“ ist freilich nur ein pikantes Hors d'oeuvre zu Bemelmans gewichtigeren „Hotel“-Büchern; immerhin, der deutsche Leser wird sich von ihm den Appetit a'n-regen lassen und nichts dagegen haben, daß man ihm weiteer Gerichte a la Bemelmans serviert

J. M.

Der Wanderer. Romantrilogie. Von Knut Hamsun. Paul List-Verlag, München. 560 Seiten. Preis 11.80 DM.

Es ist uns eine besondere Freude, die Neuauflage von Knut Hamsuns-Gesamtwerk im Paul List-Verlag anzeigen zu können. Der vorliegende Band enthält die drei Romane „Unter Herbststernen“, „Gedämpftes Saitenspiel“ und „Die letzte Freude“, die eine fortlaufende Handlung bilden. Es ist wohl kaum mehr nötig, diese weltberühmten Werke kritisch zu würdigen. Die Geschichte hat längst über den hohen Wert dieser zivilisations-flüchtenden und naturmagischen Bekenntnisse zu Gericht gesessen. Entstanden als Arznei für den Europäer seiner Zeit war Hamsun tatsächlich Medizinmann einer ganzen Epoche. Ironie und Sprache erblühen frisch wie am ersten Tag. Sorgfältige Ausstattung des Ganzleinenbandes, Druck und Papier können lobend hervorgehoben werden.

R. M.

Gesicht im Weiher. Gedichte. Von Herbert S t r u t z. Verlag Kleinmayr, Klagenfurt 1952. 102 Seiten.

Zwanzig Jahre nach dem ersten Gedichtband von Strutz, zu seinem 50. Geburtstag, kam dieser schmale Band heraus, der teils bereits Bekanntes der Bücher von 1932 und 1941 enthält, teils Neues bringt. Fernab jeder Zeitmode, jeder erzwungenen Originalität und seiltänzerischen Metrik, in einer klaren, bilderreichen und stimmungsgesättigten Sprache. Gedichteweit kein Hilfszeitwort. Bildung im Bewegten. Abgebrauchten Reimen gerne ausweichend. Wo ein Hauptwort, dann eigenschau-lich (wie der „Glaszopf“, der gedreht wird: der Eiszapfen!). Mut zur Liebeslyrik. Soziale Akkorde („Taglöhner“, „Landstreicher“). Einer der wenigen bleibenden Versbände der Gegenwart, den zu empfehlen leicht fällt. H. S.

*

Tafelbilder zur Literaturgeschichte Oesterreichs. Von Klemens Z e n s. Birker-Verlag, Wien 1952. 88 Seiten.

Literaturgeschichte muß nicht notwendigerweise langweiliger Lückenbüßer ia der Schule sein. Schrifttumsgeschichte ist Kulturgeschichte par excellence, wozu freilich, was nicht immer in der Praxis geschieht, genaue Abstimmung mit der allgemeinen Geschichte nötig ist. Das vorliegende Werk, thematisch weit über die Erfordernisse der Haupt- und Untermittelschule hinausragend, ist die visuell gefaßte österreichische Literaturgeschichte. Ihren Vorzug erhöhen Bezüge auf die Nachbarschaft (wichtig Böhmen, das oft vernachlässigt blieb zugunsten des fränkischen und romanischen Geradweges). Sehr verdienstlich . Stifters Darstellung und jene der österreichischen Mundartdichtung. H. S. *

Piaton: Gastmahl. Phaidros. Uebertragen und eingeleitet von Edgar Salin. Verlag Benno Schwabe & Co. Klosterberg — Basel, 1952. 212 Seiten.

In der „Europäischen Reihe“ in der Sammlung Klosterberg, die von Hans-Urs von Balthasar herausgegeben wird, erscheinen nun als vierter Band der Dialoge des Piaton die Dialoge vom Eros. Der Uebersetzer, Edgar Salin, hat den beiden Dialogen eine Einführung vorangestellt, in der er nicht nur das Problem der chronologischen Entstehung behandelt — das Gastmahl ist zeitlich vor Phaidros einzuordnen —, sondern auch gleichzeitig den Leser in den Gedankenkreis und damit in das Werk Piatons einführt. Die Uebersetzung ist stilistisch sehr gelungen. Begrüßenswert scheint auch, daß die Bemerkungen zur Textgestaltung und die Anmerkungen nicht in den Text gestellt'wurden, sondern in einem Anhang zu finden sind.

(Kurzbesprechungen von: Jürg Mauthe, Robert Mühlher, Hanns Salaschek, Wieland Schmied.)

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