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Miniaturen

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Hokusai, so hören wir, malte auf einem Reiskorn zwei Spatzen. Ganz so weit hat es der Wiener „K r e i s“ noch nicht gebracht, der jetzt in der Galerie W o 1 f r u m im Palais Lobkowitz „Werte des kleinen Formats“ ausstellt: reiskorngroß ist keine der Arbeiten. Doch finden sich viele Näherungswerte, die große Kunst in kleinstem Rahmen zu geben versuchen.

Dabei erweist sich, daß das gewählte kleine Format die Künstler nicht nur zu strenger Disziplin, anhält, sondern auch anregend wirkt; man kann fast sagen, die Originalität ist dem Format umgekehrt proportional. Da ist zum Beispiel, schmal wie eine Randleiste, die Tempera „Burgenland 1956“ von Kurt Möser, mit meisterlicher Akribie gemalt; da ist Fritz Hundertwassers winzige „Spirale“ (Oel), eine Zusammenballung seiner Strukturen auf engstem Raum. Und da sind noch viele andere kleine und höchst reizvolle Arbeiten von Ernst Höffinger, Erich Katzmann, Arnulf Neuwirth („Yukątan“, „Karthago"), Ernst Paar („Antike Vasen“), Karl Prantl (Serpentinstein), Leo Tichatschek, Christa Hauer, Günther Kraus: Miniaturen, für die in jedermanns Wohnung Platz ist und die außerdem nicht viel kosten.

Die Miniatur-Galerie der Gruppe Stern (Wien I, Himmelpfortgasse 11) zeigte zur Zeit der Festwochen die Ausstellung „Ein Freundeskreis der zwanziger Jahre“. Die Ausstellung, von Heimito von Doderer eröffnet, brachte Graphiken aus der Sammlung von Rudolf Haybach. Haybach hat sich als Verleger in den zwanziger Jahren große Verdienste erworben. So kamen bei ihm Werke von Albert Paris Gütersloh heraus, darunter die Legende „Kain und Abel , von den gleichsam unter der Zeitlupe geschaffenen Lithographien von der Hand Güterslohs begleitet. Bei Haybach erschien auch der (dann handkolorierte) Lithographienzyklus „Der heilige Franz von Assisi" von Franz Zülow.

Andere Künstler aus diesem Freundeskreis der zwanziger Jahre, einer echten Pionierzeit, waren Kokoschka. Mopp (M. Oppenheimer), Jungnicki, Josef Dobrowsky, Hans Böhler, die sich nun alle noch einmal — wenn auch nicht immer mit sehr bedeutenden Arbeiten — zu geistiger Gemeinschaft in der kleinen Galerie Stern versammelt haben.

'.In der Akademie der bildenden Künste (Wien I, Schillerplatz 3) war eine Ausstellung von an die 150 iranischen Miniaturen zu sehen, die aus dem 15. bis 18. Jahrhundert stammen. Die Blätter, durchweg Originale, sind auf Initiative der österreichisch-iranischen Kulturvereinigung aus den Beständen der kaiserlichen Sammlungen und der Nationalbibliothek in Teheran gekommen und inzwischen nach London weitergewandert. Die meisten von ihnen wurden als Buchschmuck geschaffen.

Miniaturenkunst, die die Wunder des Orients hervorzaubert, von der Kunstliebe persischer Fürsten ebenso erzählt wie vom Ritus höfischen Lebens und vom Kampf mit Drachen und Dämonen ... Diese Miniaturenkunst, unserer mittelalterlichen Buchmalerei verwandt, gehört zu den kostbarsten Schätzen der Welt.

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