Politisierte Pädagogik?

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Am 1. September beginnen die Gründungsrektoren der neuen Pädagogischen Hochschulen ihren Dienst. Wie objektiv - oder parteipolitisch gefärbt - verlief ihre Kür?

Wenn es um die Bestellung der neuen Rektorinnen und Rektoren der acht staatlichen Pädagogischen Hochschulen geht, fürchtet die SPÖ das Schlimmste. "Das ist eine Machtübernahme der ÖVP bei der Lehrerausbildung", empörten sich Oberösterreichs SP-Chef Erich Haider und Wissenschaftssprecher Josef Broukal vergangenen Freitag bei einer Presskonferen. In Linz sei etwa nicht der bisherige Direktor der Pädagogischen Akademie vorgeschlagen worden - sondern ein "Vertrauensmann der ÖVP". Möglich gemacht hätte dies die Besetzung des Hochschulrates, der dem Bildungsministerium Dreiervorschläge unterbreitet. (Drei Vertreter dieses Gremiums werden vom Ministerium nominiert, einer vom jeweiligen Bundesland, einen stellt der amtierende Landesschulratspräsident).

Im Bildungsministerium weist man den Vorwurf der "Umfärbelung" entschieden zurück: "Die Ministerin hat die Mitglieder der Hochschulräte nicht nach Parteizugehörigkeit ernannt, sondern Fachleute ausgewählt", erklärt man im Büro von Elisabeth Gehrer - und verweist zugleich auf die Wahl des Kärntner Hochschulrats, in dem sich auch "SP-nahe Mitglieder" befinden würden.

Kärnten ist tatsächlich anders - vor allem punkto Transparenz. "Hier macht man als einziges Bundesland ein öffentliches Verfahren", erklärt Herbert Altrichter, Professor für Pädagogik und pädagogische Psychologie an der Universität Linz. Dem Vorwurf der "Umfärbelung" will er sich nicht anschließen. "Aber die Regierung hat die Chance, die bisher nach dem Proporzprinzip zusammengesetzten Leitungen nach Qualitätskriterien zu besetzen, nicht genützt", meint er. Als stellvertretender Vorsitzender der Planungs-und Evaluierungskommission, die die Umwandlung der Pädagogischen Akademien und Institute in acht Pädagogische Hochschulen begleitet hat, habe er oft Kritik an dieser "politik-und ministeriumsabhängigen Konzeption" geübt. Ebenso an der Tatsache, dass die Personalstruktur der Pädagogischen Akademien und Institute "bruchlos übernommen" werde.

Letztere Kritik wird von der Wiener VP-Stadträtin Katharina Cortolezis-Schlager geteilt. Auch sie vermisst "ausreichend Hochschulprofessuren" an den Pädagogischen Hochschulen. Eine "Umfärbelung" kann sie freilich nicht entdecken. Dass Dagmar Hackl, ehemalige Generalsekretärin der VP-Frauenbewegung und im Bildungsministerium für die Umsetzung des "Hochschulgesetzes 2005" verantwortlich, neue Rektorin der Wiener Pädagogischen Hochschule wird, ist für Cortolezis-Schlager kein Problem: "Fachexpertise ist immer gut. Außerdem ist mit Hackl erstmals eine Frau Rektorin einer staatlichen Hochschule." Bis 1. September wird sich zeigen, ob sie die einzige Frau unter den acht Gründungsrektorinnen und-rektoren bleibt.

Auch die Leiter der vier kirchlichen Pädagogischen Hochschulen - in Linz, Innsbruck, Graz und Wien (gemeinsam mit der evangelischen, orthodoxen und altkatholischen Kirche) - werden dann ihren Dienst antreten. Parteipolitischer Einfluss ist hier eher unwahrscheinlich: Sie werden von den Bischöfen (aus den Vorschlägen des Hochschulrates, der seinerseits von den Bischöfen bestellt wurde) gekürt.

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