Baku - © Foto: Michael Hammond

Landschaftsarchitektin Maria Auböck: „Ich aber wollte gestalterisch tätig sein“

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Maria Auböck ist eine Pionierin ihrer Profession. 1987 gründete sie mit János Kárász ihr Atelier Auböck + Kárász Landschaftsarchitektur, seit 1977 ist sie in der Lehre tätig. Nun wurde sie mit dem ECLAS Lifetime Achievement Award für ihr pädagogisches Lebenswerk ausgezeichnet.

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Maria Auböck ist eine Pionierin ihrer Profession. 1987 gründete sie mit János Kárász ihr Atelier Auböck + Kárász Landschaftsarchitektur, seit 1977 ist sie in der Lehre tätig. Nun wurde sie mit dem ECLAS Lifetime Achievement Award für ihr pädagogisches Lebenswerk ausgezeichnet.

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Dichtes Haar, grüner Filzmantel, ein starker Händedruck und ein Blick, der standhält: Landschaftsarchitektin Maria Auböck hat Rückgrat. Der Freiraum ist essentiell für die Seele eines Menschen und das Klima einer Stadt – ihm gilt ihre Leidenschaft: Gestaltend, bewusstseinsbildend, bewahrend. „Der Unterricht ist Teil meiner kreativen Arbeit“, sagt sie. Ihre ersten Lehraufträge hatte sie an der Rhode Island School of Design, Providence, USA, danach lehrte sie u. a. an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, der Uni Innsbruck, der Szent István ­University in Budapest. 1999 bis 2017 war sie ordentliche Professorin für das „Gestalten im Freiraum“ an der Akademie der Bildenden Künste in München. Im Oktober 2020 wurde ihr im schwedischen Uppsala für ihr pädagogisches Lebenswerk der ECLAS Lifetime Achievement Award verliehen, derzeit ist sie Gastprofessorin an der BOKU Wien.

„Gärten sind Wesen, die durch und mit uns existieren. Sie sind leicht verletzlich und zerstörbar – wenn man sie nicht pflegt, wachsen sie unweigerlich in die Natur zurück“, sagt Auböck. Ihr Zustand ist also ein präziser Gradmesser für die Fürsorge­fähigkeit eines Menschen und einer Gesellschaft. Das Atelier Auböck + Kárász Landschaftsarchitektur liegt im ersten Stock eines gepflegten Biedermeierhauses in der Bernardgasse 21. Der Innenhof ist eine grüne Oase, seit vier Generationen lebt die Familie Auböck hier.

Früher hieß die Gegend Brillantengrund, weil so viele Buntmetall- und Goldschmiede hier angesiedelt waren, die Werkstatt ihres Urgroßvaters zählte dazu. Ihr Großvater Carl Auböck war bei Johannes ­Itten am Bauhaus in Weimar, ihr Vater, der ­Architekt Carl Auböck, als Fulbright-­Stipendiat in den USA. Mit amerikanischem Know-how setzte er in Wien u. a. mit Roland Rainer die Fertigteilhaus-­Mustersiedlung in der Veitingergasse um und gründete das Institut für Formgebung. Er leitete an der Wiener Angewandten die Meisterklasse „Produktgestaltung ­Metall“ und entwarf viele Designklassiker. Bis heute führt sein Sohn, Architekt Carl Auböck, die Werkstatt.

Zwischen den Disziplinen

Maria Auböck studierte an der TU Wien Architektur, absolvierte in München ein Forschungsstipendium und widmete ihre Diplomarbeit 1974 der Revitalisierung innerstädtischer, historischer Grünräume am Beispiel des Augartens. Damals war der Klimawandel kein Thema und das Studium der Landschaftsarchitektur erst im Entwicklungsstadium, heute ist diese Frage essentiell. „Grünflächen sind eine absolute Notwendigkeit“, sagt Auböck. Zu ihrer Studienzeit waren Städtebau und Landschaftsökologie sehr verwissenschaftlicht. „Es ging vor allem um Kennwerte, ich aber wollte gestalterisch tätig sein.“

Auböck wusste bald, dass sie ihren eigenen Weg finden musste. „Ich oszilliere zwischen den Disziplinen,“ sagt sie. Keine ­schlechte Ausgangsposition, ­Landschaftsarchitektur ist eine Art Querschnittsmaterie zwischen Gartenkunst, Verkehrsplanung, Ökologie, Denkmalpflege, Partizipation und mehr. Seit Jahren arbeitet Auböck kontinuierlich an ihrem Konzept der Gegenräume zur gebauten Stadt: Plätze, Alleen, Parks, deren grüne Gewölbe, Labyrinthe, Nischen. Dieses Thema war auch oft eine Aufgabenstellung für ihre Studierenden. „Hier bietet sich Schönheit für alle, da gibt es viel zu tun.“

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