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Poetisch schwebende Dachkonstruktionen

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Bis 23. Oktober zeigt das Architekturzentrum Wien im Messepalast „Neue Denkweisen im Industriebau“: Entwürfe für Produktionshallen eines Glasbauunternehmens.

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Bis 23. Oktober zeigt das Architekturzentrum Wien im Messepalast „Neue Denkweisen im Industriebau“: Entwürfe für Produktionshallen eines Glasbauunternehmens.

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Sechs namhafte Architekten lud das junge deutsche Glasbauunternehmen „Seele“ zu einem Realisierungswettbewerb für die eigene neue Produktionshalle ein. Die Ergebnisse können sich zu Recht sehen lassen: Neue Stahl-Glaskonstruktionen werben schon am Gebäude für die Firma, transparente Dachkonstruktionen schweben poetisch über den Werkshallen.

Die Auseinandersetzung mit jedem Entwurf lohnt: Industriearchitektur at its best. Faszinierend in ih rer Klarheit und Transparenz, überhöht durch Persönlichkeit und Gestaltungswillen der Planer, die sich hier tief in die Karten blicken lassen: Selbst Detailpläne liegen auf, die Architekten ringen dem Thema Industrie und Konstruktion neue Dimensionen ab.

Ian Ritchies Siegerprojekt (siehe Foto) baut auf dem Raster auf, der durch die schwingende baldachinartige Dachform spielerisch betont wird. Das markante, eigenwillig frei geformte Bürogebäude an der Ostseite bricht die strenge, klare Rasterstruktur, Sonnenschutz und neue Energieformen machen die Anlage auch technisch innovativ.

Enric Miralles aus Barcelona dagegen schafft einen Industriebau, dessen Aussehen und Konzept aus der intensiven Studie der umgebenden Landschaft hervorgeht, was ihn sofort wesentlich von den anderen Projekten unterscheidet. Aus einzelnen, addierbaren Kettengliedern mit Mittelmasten, von denen speichenartig Träger abgehängt sind, entsteht ein Gebäude, in dessen Elementen alles möglich wird.

Auch der Grazer Klaus Kada thematisiert das Dach. Wie eine gewell te Landschaft breitet es sich unter dem geplanten Büroturm aus. Bemerkenswert an dem Gebäude ist die besonders leichte, reduzierte Konstruktion, die eine kurze Montagezeit ermöglicht.

Einen Entwurf mit Seele liefern Jourda et Perraudin aus Lyon: 64 Stützen in der Gestalt von stilisierten Bäumen verkörpern bio-technologische Bauweise und das ideale Obdach. So autonom wie ein Baum sind die Stützen, die Industriehalle wächst gleich einem Wald. Brunet et Saunier wieder planen das, wovon auf der Universität fast jeder träumt: die große gläserne Röhre. 360 Meter ist sie lang, auch hier gibt es einen Büroturm als „intellektuelle Ergänzung“ - das Dach schwingt in vier nebeneinander verlaufenden Flügel- bahnen von Westen nach Osten und nimmt zuletzt die Glasröhre förmlich unter seine Fittiche.

Die kompakteste Halle schlägt der Amsterdamer Benthern Crouwel vor. Ein Bekenntnis zur eigenen Herkunft ist sein grasbewachsener Damm, auf den man vom hohen Büroturm blickt. Viel Masse wird geschaffen, um Transparenz im Kontrast erlebbar zu machen. Am schönsten ist dabei die gläserne Kugel, die die wohl strategisch wichtigste Funktion beinhaltet: die Gastronomie. Haben Sie nun Gusto bekommen, innovative Industriearchitektur anzusehen? Es zahlt sich - wie ein gutes Essen - aus.

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