„Denn pleite ist die Welt“

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Das lustige Elend triumphiert, meint Beverly Blankenship zu ihrer Inszenierung des Nestroyschen „Lumpazivagabundus“. Und in einem der von Werner Schneyder für die Salzburger Aufführung geschriebenen Couplets lautet eine Zeile: „… denn pleite ist die Welt.“ Darauf kann man sich verständigen; sind wir also mitten in einem neuen Vormärz? Nestroy, gerühmt als Meister der Charakterzeichnung, sagt uns heute offensichtlich, es sei alles so geblieben, wie es uns missfallen hat. Folgenloses Ausprobieren von allen möglichen Unsitten durch Jugendliche hat auf die Erwachsenen durchgeschlagen: „It’s time for fun.“ Sogar das Premierenpublikum, animiert von Knieriem, sang die vierte Strophe von „Eduard und Kunigunde“ mit. Und so beginnt und endet dieses moderne Feenmärchen, in dem die Göttin Fortuna zur Gestalt der Lotterieindustrie geworden ist.

Spaß und Suff müssen sein: Das ist Blankenships Spielmaterial für ein Sittenbild der Gesellschaft, in der das Match Fortuna gegen Amorosa zwei zu eins ausgeht, Knieriem und Zwirn, nicht aber Leim, wie die Nichtsesshaften und nicht in Wohnheimen Domestizierbaren das Leben auf der Straße bevorzugen.

Geld macht übermütig

Zwangsbeglückung „geht nicht“. Diese moderne, in sich geschlossene Inszenierung kommt ohne Nestroy’sche Staubfasern aus. „Das liederliche Kleeblatt“ ist nach diesem Konzept bei Fritz Egger als kometen- und alkoholverliebtem Schuster Knieriem, bei Sascha Oskar Weis als elegant leichtfüßigem Schneider Zwirn und bei Georg Clementi als gut- und schwermütigem, bis zur Depression sich selbst quälendem, Prinzipien betonierendem Tischler Leim aus Tirol gut aufgehoben. Trotz der Geberkonferenz aus dem Feenreich: Geld macht nicht gut, sondern lustig und übermütig. À la Zeitgeist eben. Nur Leim kann mit seinen Scheinen etwas anfangen. John Lloyd Davies schuf ein praktikables Bühnenbild mit viel Rauch und Lichtzauber, Susanne Hubrich die ansprechenden Kostüme.

Die Mitglieder des Ensembles waren in mehreren Rollen verdienstvoll um Geister, Feen und irdische Wesen bemüht. Der Premierenapplaus fiel für das Gezeigte und Geleistete eher dürftig aus.

Oder fehlte dem Publikum etwas von Nestroy?

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