Der heimliche Star von Salzburg

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In den Gazetten war kaum etwas über ihn zu lesen. Dort fanden heuer nicht einmal Tod oder Teufel Platz. Da wurde fast ausschließlich das neue Traumpaar Birgit Minichmayr und Nicholas Ofczarek vermarktet. Frau Buhlschaft und Herr Jedermann plauderten und plaudern noch immer über ihr Verhältnis zum lieben Gott, zur Welt und zu den Festspielen. Ein wahres Trommelfeuer an Werbung bescheren die heimischen Gazetten dem greisen Festival zum 90er. Schließlich bringt es Künstlern, Managern und nicht zuletzt der Stadt nicht nur kulturellen, sondern auch finanziellen Segen. Stars, Promis und Hochstapler aller Arten haben schon immer für Salzburgs Glanz gesorgt. Kunst um der Kunst willen passt zur Ideologie der Festspielgründer. Kunst ist aber die eine und Wirklichkeit die andere Sache. Die wird jetzt ausgeblendet. Schließlich erwartet sich Jedermann ein Fest. Einzigartig soll es sein. Das aber sind vor allem die Eintrittspreise.

Der eigentliche und unumstrittene Star der Festspiele ist der Mammon. Nicht nur weil er im „Jedermann“ heuer von Sascha Oskar Weis fabelhaft gespielt wird, sondern weil er der unumstößliche Götze des Salzburger Spiels ist. Er allein steht für das wahre Credo unserer Zeit – für Gier, Machtstreben und Korruption. Er ist die einzige Figur im heurigen Programm, die an die zahlreichen Finanzskandale erinnert, in die sich jener der Festspiele würdig reiht. Der aber ist derzeit kein Thema. Berichte darüber würden der Kunst und dem Geschäft gleichermaßen schaden, meinen die Verantwortlichen der Festspiele. Die Erhebungen werden noch bis Ende des Sommers dauern, und dann steht Salzburg nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses. Da geht dann alles viel leichter. Im Verdrängen, Verschweigen, Es-sich-Richten und Alles-unter-den-Teppich-Kehren sind wir schließlich Meister. Themen, die in einem Festival ihren Platz finden sollten. Sie gehören zum Mythos unserer Zeit, und auch dem gibt man ja vor, in Salzburg zu huldigen.

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