Die erste Zeile des Bekenntnisses

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"Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde." So beginnen allsonntäglich die Katholik/inn/en ihr gemeinsames Glaubensbekenntnis. Mit dieser einen Zeile ist der Glaube an Gott als den Schöpfer dann aber auch schon abgehakt. Die längere Version wird zum Thema "Schöpfungsglaube" etwas ausführlicher: "an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt". Kalkuliert man die Aufmerksamkeitskurve bei gemeinsamen und gewohnheitsmäßig gesprochenen Gebeten mit ein, hat die prominente Platzierung am Anfang zugleich den Nachteil, dass die Beter meist wohl erst etwas verzögert bei der Sache sind. Wenn überhaupt. (Noch dazu erhebt man sich meistens erst während dieser ersten Zeile von seinem/ihrem Sitzplatz, und das nicht selten am Ende einer nicht sehr aufmerksamkeitsfördernden Predigt.)

Das Schicksal dieser ersten Glaubensbekenntniszeile darf man getrost als Realsymbol für die Stellung des Schöpfungsglaubens im Leben der Glaubenden ansehen. Sicher, die Bekenntnistexte kommen aus Zeiten eines alltäglichen Schöpfungsbewusstseins, und ihre Knappheit ist sicher nicht an dessen Schwinden schuld. Dieses geht schon eher auf das Konto einer zu lang ausgebliebenen Erinnerung an die Lebens- und Überlebensrelevanz des Schöpferglaubens und der Schöpfungsverantwortung in Verkündigung und Glaubensunterweisung. Da hat sich - Gottes (Schöpfer-)Geist sei Dank ! - mittlerweile viel getan. Etwa auch eine aktuellere und selbstkritischere Gestaltung der Erntedankfeste. Eine spontane Idee kommt mir beim Schreiben dieser Zeilen (wenn auch liturgisch nicht state of the art): die Gottesdienstgemeinde nach dem ersten Glaubensbekenntnissatz sich setzen lassen und dann darüber predigen. Und dann erst weiter im Bekenntnis.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger

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