Europa hält die Preise stabil

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Das vorrangige Ziel des Eurosystems ist es, Preisstabilität zu gewährleisten. In der Praxis bedeutet dies, dass der jährliche Anstieg der Konsumentenpreise im Durchschnitt des Euroraums unter, aber nahe bei 2 Prozent liegen soll. Die Definition des EZB-Rats von Preisstabilität beinhaltet ausdrücklich auch die Vermeidung von Deflation, also eines über einen längeren Zeitraum fallenden allgemeinen Preisniveaus.

Das Preisstabilitätsziel ist mittelfristig, das heißt, im Durchschnitt über einen längeren Zeitraum zu gewährleisten. Denn Änderungen der Leitzinsen der Zentralbank wirken nur zeitverzögert und nicht punktgenau auf die Preisentwicklung. Vor allem die Energiepreise, die gegenwärtig besonders großen Schwankungen unterliegen, haben oft großen Einfluss auf die kurzfristige Verbraucherpreisentwicklung. Da die Energiepreise letzten Sommer besonders hoch waren und seitdem massiv zurückgehen, werden sie zur Jahresmitte 2009 voraussichtlich deutlich niedriger als ein Jahr zuvor sein. Dies wird die Inflation auch in Österreich deutlich dämpfen und möglicherweise sogar kurzfristig und vorübergehend einen Rückgang des allgemeinen Preisniveaus bewirken. Derartige kurzfristige Entwicklungen sind nicht beunruhigend, sofern sie sich nicht verfestigen. Im Gegenteil, niedrigere Energiepreise stärken kurzfristig die Kaufkraft der Arbeitnehmer und Konsumenten und senken die Produktionskosten der Unternehmen - keine unwillkommenen Effekte in der aktuellen schwierigen Wirtschaftslage.

Eine längere Phase abnehmender Verbraucherpreise zeichnet sich derzeit nicht ab. Es soll aber ausdrücklich festgehalten werden, dass der EZB-Rat - im Einklang mit seiner Definition von Preisstabilität - im Fall des Falles alles Nötige und Mögliche unternehmen würde, um Deflation zu vermeiden.

Der Autor ist Gouverneur der österreichischen Nationalbank

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