Die Konjunktur im Euroraum hat sich gegenüber dem zweiten Halbjahr 2010 jüngst wieder merklich aufgehellt. Zwar liegen uns noch keine Daten über das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2011 vor, doch zeigen Umfrageergebnisse eine sehr positive Stimmung, vor allem bei den Unternehmen.
Die Europäische Kommission prognostiziert aktuell eine Wachstumsrate von 1,6 Prozent. Die aktuelle Prognose der Europäischen Zentralbank (EZB) vom März 2011 erwartet im Euroraum für heuer ein ähnliches Wirtschaftswachstum.
Während die Realwirtschaft nun auf einen moderaten Wachstumspfad zurückgefunden hat, gebietet gleichzeitig die jüngste Beschleunigung des Preisauftriebs große Wachsamkeit. Im Februar erhöhte sich die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex gemessene Inflationsrate im Durchschnitt des Euroraums auf 2,4 Prozent - eine Beschleunigung um rund einen halben Prozentpunkt seit Herbst letzten Jahres. Hauptgrund dafür sind die global rasch steigenden Energie- und Nahrungsmittelpreise: Zu Jahresbeginn betrug die Energiepreisinflation zwölf Prozent.
EZB-Rat beobachtet genau
Laut EZB-Prognose dürfte die Inflationsrate im Euroraum im heurigen Jahr über zwei Prozent liegen, nächstes Jahr jedoch voraussichtlich wieder unter zwei Prozent sinken. Für eine nachhaltige Wachstumserholung ist es von großer Bedeutung, dass sich die derzeit erhöhte Inflation nicht durch Zweitrundeneffekte (Inflationserwartungen, überzogene Lohnabschlüsse) verfestigt. Der EZB-Rat beobachtet die Entwicklung sehr genau und wird - getreu seinem gesetzlichen Auftrag - allfälligen mittelfristigen Inflationstendenzen entschlossen entgegenwirken.
* Der Autor ist Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank
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