6743998-1966_52_10.jpg
Digital In Arbeit

Salzburger Kriegsvolk

Werbung
Werbung
Werbung

In der „Beschreibung des hochfürstlichen, überaus fiertröflichen Lustorts Hellebrunn gebannt“, die der salzburgische Chronist Johann Steinhäuser Anno 1619 verfaßte,

steht zu lesen: Im Eintritt des

Pallasts ist der Vorsall, alda die hochfürstliche Leibguardia der Cara- binier, wan Ir hochfürstliche Gnaden droben sein, die Wacht halten." Heute erinnern in Hellbrunn nur noch etwas beziehungslos in den Repräsentationsräumen aufgereihte Hellebarden an die schon fast vergessene Tatsache, daß die Erzbischöfe von Salzburg als souveräne Reichsfürsten nicht nur ihren eigenen Hofstaat und ihre eigene Hofmusikkapelle, sondern auch ihr eigenes Kriegs- und Fortiflkationswesen unterhielten.

Schon Wolf Dietrich hatte, seinem Rang gemäß, nach dem Beispiel weltlicher Regenten eine eigene Leibwache. Diese wurde von Bürgern der Stadt Salzburg gestellt, überdies wählte man aus der allgemeinen Landesbewaffnung „Leibschützen" aus, Bauern, die für jeweils 14 Tage unter Waffen traten und aus ihren Dörfern an den Hof des Erzbischofs kamen.

Prunkende Garden

Auch Marcus Sitticus, der „sonderbare Liebhaber von Aufzügen und Mummereyen“ und Bauherr des Schlosses Hellbrunn, ließ sich bei allen Feierlichkeiten von einer glänzenden Eskorte begleiten. Unter Paris Lodron schließlich entfaltete sich großartiges barockes Gepränge, wenn die 50 Carabiniers dahinritten, alle auf Rappen mit roten Schabracken. Ihre einheitliche Gewandung wetteiferte an Eleganz und Prunk mit der Tracht der Kavaliere und setzte wirkungsvolle Akzente ins Gesamtbild, dessen Mittelpunkte Kardinalspurpur und schimmernder Meßomat waren.

Die Carabiniers erschienen nämlich in „rothen Röcken mit schwarz- sammetnen Aufschlägen und Goldborden, lichtgelbem Wamse, über den Röcken schwarztücheme Ka- sacken mit Seidenborden, schwarz- sammetnem Bandeliere und Kartusch mit vergoldeten Beschlägen,

gelbledernen Beinkleidern, schwarzen Halsbinden und Hüten, hohen glänzenden Stiefeln mit Sporn, Degen mit schwarz und rother Quaste, einer gelbtüchernen Kuppel und messing verziertem Carabinier.“

Zu Fuß begleiteten den Kirchenfürsten die Trabanten. Ihre Stangenwaffe war die Partisane mit dem eingeätzten Wappen des Erzbischofs, zuzeiten wohl auch die Couse, die in der Form einer spitzen Messerklinge ähnelt. Der Leibrock war weiß mit roten Abzeichen, am Bandelier hing der Degen, auf dem langen Haar saß ein Hut mit weißer Feder. Solche Gala trugen die Trabanten auch unter den späteren Fürsterzbischöfen, wie ein Kupferstich aus der Regierungszeit Max Gandolfs Grafen Kuenburgs zeigt (um 1680).

Das barocke Salzburg, die Schöp fung seiner geistlichen Regenten, war der Hintergrund, vor dem das militärische Schauspiel in Szene ging, eingefügt in Zeremoniell und Liturgie, unter Pauken- und Trompetenschall und bei „Losbrennung des schweren Geschützes“. Außerdem sollen die stattlichsten der Gardisten zu einer besonderen Dienstleistung „abkommandiert“ worden sein: in die Ateliers der Bildhauer Bartholomä von Opstal, Johann Fröhlich und Ottavio Mosto, denen sie für die Heroen und Göttergestalten Modell zu stehen hatten, die dann im Mirabellpark aufgestellt wurden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung