Keine Kirche des Mittelmaßes

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Joop Roeland, Jg. 1931, kam 1970 nach Wien. Der niederländische Augustinerpater - Buchautor und bekannter "predigender Meister der Poesie" - war von 1971 bis 1986 als Wiener Hochschulseelsorger Nachfolger Karl Strobls. In den neunziger Jahren nahm er auch als Geistlicher Assistent des Katholischen Akademikerverbandes Wien einen einstigen Strobl-"Posten" ein.

Die Furche: Was ist Ihre nachhaltigste Erinnerung an Karl Strobl?

Joop Roeland: Am meisten hat mich beeindruckt, wie er bei jedem Einzelnen das ganz persönliche Talent entdeckt und dann auch gewusst hat, dieses einzusetzen. Bevor ich nach Wien gekommen bin, war ich selber zum Beispiel nie sonderlich mit Predigen beschäftigt. Aber er hat mir gesagt, das wäre etwas, das ich kann. Und das sollte ich viel mehr machen - was ich dann auch getan habe. So wie mir ist es vielen ergangen.

Die Furche: Welche Bedeutung hatte und hat dieser Mann für die Kirche Österreichs?

Roeland: Strobl hat eine ganze Reihe von Dingen in der Kirche entdeckt und weitergebracht, die leider jetzt ziemlich verloren gehen. Er hat mir viel über Gemeinde beigebracht, eine Theologie der Gemeinde habe ich bei ihm gelernt. Doch diese Gemeindetheologie ist derzeit stark auf dem Rückzug. Strobl hat es auch verstanden, große Bewegungen zustande zu bringen und zwar gerade mit Hilfe der Laien, etwa - noch ein Jahr vor seinem Tod! - den Katholikentag 1983 mit dem ersten Papstbesuch: Das war wirklich ein ganz großes Fest, wo sehr viele mitgearbeitet haben, darunter auch Leute, die gar nicht so papstfreundlich waren. Ich finde es sehr schade, dass es eine derartige Bewegung nicht mehr gibt. Als ich 1970 nach Österreich gekommen bin, habe ich eine sehr lebendige Kirche mit großen Persönlichkeiten kennengelernt. Heute hingegen ist eigentlich nur mehr das Mittelmaß sichtbar.

Das Gespräch führte Otto Friedrich.

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