Werbung
Werbung
Werbung

Zitternde Seelen Annemarie Klinger Zwei Paare, die ihre Herzensangelegenheiten zu entwirren versuchen. Ihre Seelen zittern, ihre Herzen suchen nach der einen Wahrheit der Gefühle. Analysierend, schonungslos, sehnsuchtsvoll "sezieren" sie einander, sich selbst, und am Ende ist alles anders. So poetisch wie in Robert Musils Stück "Die Schwärmer", das die Wiener "Gruppe 80" neu in Szene gesetzt hat, spricht kein Mensch in der profanen Wirklichkeit. Umso wunderbarer ist es, den "Extremisten der Gefühlswelten" zuzuhören. Klaus Fischers Inszenierung hat jegliche "Theatralik" ausgespart. Die Zeit scheint stillzustehen. Doch in der Ruhe gewinnen die Darsteller, insbesondere Thomas Kamper und Kathrin Thurm zunehmend an Intensität. Eine gediegene Arbeit ohne Schnörkel. (Gruppe 80, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße Pfeifende Kugeln Helga Reichart Die "Kugeln überm Broadway" im Tiroler Landestheater, Kammerspiele, abgeschossen vom Kultautor Woody Allen, trefflich ins Ziel gesetzt von Regisseurin Claudia Oberleitner, pfeifen einem hochamüsierten Publikum prächtig um die Ohren! Die zwerchfellerschütternde Persiflage auf die superneurotische Theaterszene in New York knallt mit jenem Sinn, Unsinn, Humor, Galgenhumor und Wortspielereien über die Bühne, die ständig Lachsalven produzieren. Glänzend alle Darsteller von A- Aicher - bis Z - Zinke! Zum Totlachen Harald Schröpfer, ein Woody-Allen-Verschnitt von schweißtreibender Vehemenz, zum Kugeln Ansgar Schäfer, der sich vom eiskalten Killer zum weißglühenden Autor mausert, oder die Gangsterbraut Claudia Stanislau. Da heißt's nur: Hände hoch! - und klatschen.

Attraktive Klänge Georg Höfer Die Neuinszenierung von Rossinis genialem Jugendwerk "Die Italienerin in Algier" am Linzer Landestheater stand unter einem guten Stern. Peter Aberhold hatte das Bruckner-Orchester sorgfältig vorbereitet und bürgte für einen attraktiven Klangteppich. Dominik Neuner sorgte für eine behutsam modernisierende, amüsante Inszenierung.

In der Titelrolle brillierte natürlich Valentina Kutzarova in allen Lagen und Koloraturen, der interessante Baß von Wieland Satter (Pascha Mustafa) läßt eine schöne Karriere voraussagen, Lars Lettner wurde mit der extrem hohen Partie des Lindoro sehr gut fertig. Die Commedia-dell'arte-Figur des Taddeo lag bei Franz Binder in besten Händen. Das Premierenpublikum zeigte sich von dieser bezaubernden musikalischen Komödie begeistert.

Phantastische Bilder Franz Mayrhofer Uraufführung im Salzburger Landestheater: Peter Breuer und Christian Fuchs haben Szenario und Buch zu "Un tango de amor" geschrieben, die Musik stammt zum Großteil von Astor Piazzolla. In der eleganten Ausstattung von Marouan Dib hat Breuer inszeniert und choreographiert. Der argentinische Tango, Inbegriff aller Gegensätze zwischen Mann und Frau, von unstillbarer Sehnsucht, Liebe und Tod, bedeutet "Zwei Körper Stirn an Stirn" - doch immer, wenn es hier dazu kommen sollte, weicht Breuer in tänzerische Attitüden des Balletts aus. Schade! Denn sonst ist dieser phantastische Bilderbogen zu der kompromißlosen Musik ein hinreißender und entsprechend bejubelter Abend des Tanztheaters .

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung