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Lau Auch wenn man Strehlers Theaterwunder an der Burg und Beverly Blankenships Reichenauer Interpretation von Goldonis "Sommerfrische" aus der Erinnerung verdrängt, wird man mit Marc Günthers Inszenierung der "Trilogia" im Grazer Schauspielhaus nicht glücklich. Der Regisseur flieht vor dem venezianischen Rokoko in die Pseudo-Aktualität der sozialhistorisch völlig inadäquaten Epoche unserer fünfziger Jahre. So tendieren die Commedia-Reste zum Boulevard, Marivaudage und galante Konversation passen nicht zu Petticoat und Musicbox. Je "moderner" sich die Inszenierung gibt, desto antiquierter wirkt die Vorlage. Der Einheitsschauplatz verunklart noch dazu die Verhältnisse, und trotz hervorragender Darsteller reicht es nur zu einem lauen Theaterabend. Rudolf Kellermayr * Gänsehäutig Geleitet vom balladesken Stil der Inszenierung Torsten Schillings am Tiroler Landestheater in Innsbruck, fragmentarisch von Szene zu Szene hastend und hilflos einer Obrigkeitsmaschinerie ausgeliefert, durchleidet ein mit geballter Kraft agierender Ansgar Schäfer als Georg Büchners "Woyzeck" die abgründige Not einer mißhandelten Kreatur. Vom Hauptmann (Heinz Fitz) schikaniert, vom Doktor (Reinhard Forcher) als Versuchskaninchen mißbraucht, wird hier ein "armes Leut'" zum Wahnsinn getrieben! Woyzecks Eifersuchtsmord an der Geliebten (Claudia Stanislau) gerät schließlich zum verzweifelten Liebesakt. In allen Rollen ausgezeichnet besetzt, wird dem fantastischen Realismus dieses teils ins Schaurig-Groteske gesteigerten Spiels durch Gretl Fröhlichs Idioten ein letzter, gänsehäutig-hintergründiger Kick verpaßt. Helga Reichart * Nostalgisch Zartes Frühlingserwachen und frivole Herzensgeschichten bietet ein dem Klavierhumoristen Hermann Leopoldi gewidmeter Abend im Wiener Rabenhof. Unter dem Titel des bekannten Liedes "Schnucki, ach Schnucki" hat Boris Eder mit Alexandra Haring als kongenialer Partnerin sowie Florian Schäfer am Klavier "Liebesgeschichten", Lieder und Duette aus dem unvergeßlichen Îuvre der Wiener Legende zusammengetragen und zu einem hinreißenden Showprogramm mit Herz gestaltet. Der Zuschauer darf einen nostalgischen Blick auf jene Typen und Stätten werfen, die Leopoldi auf seinem künstlerischen Weg vom Wien der zwanziger Jahre über Berlin und New York zurück in seine Heimat so geistreich, liebevoll und mit mildem Spott in seinen Liedern beschrieben hat. (Information: 01/42700/300). Annemarie Klinger Hintergründig Tanz ohne Zeit und Raum ist undenkbar. Das bringen die drei Tänzerinnen und zwei Tänzer vom Tanz Atelier Wien in "Ikonostase" (Choreographie Sebastian Prantl) zum Ausdruck. Zunächst dominiert der leere Atelierraum, dann wird er von Klaviermusik (Cecilia Li) erfüllt. Die Tänzer erscheinen einzeln und erobern behutsam den Raum. Das hervorragende Ensemble zeigt darin sein Können, wie es mit Blicken, Gesten, Schritten die Beziehung des Tanzes zum Raum und das Spiel mit dem Rhythmus der Zeit darstellt. Zitate aus klassischem Ballett, Afro und Standardtänzen werden mit hintergründigem Witz ausgeführt. Eine Fortsetzung soll es im Herbst in der Wiener Jesuitenkirche geben. Maria Gabriela Martinkowic

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