Lieber "Hänschen klein"?

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Ich bin froh, daß es wieder Fest-spielt in Österreich. Und ich nach Salzburg gehen konnte, in Kurzemigration sozusagen. Am Domplatz hört man die Rufe Jeeedermann, Jeeedermann und denkt nicht mehr daran, daß in Wien jedermann getratscht, geratscht und geraunzt hat. Der eine glaubt, daß ihn in seinem Parlamentsbüro die Feuerwehr belauscht, der andere meint, er sei irrtümlich in seinem brasilianischen Urlaubsort von den dortigen Amtsgewalten verhaftet worden. Jener meint, die Neutralität muß gerettet werden, der NATO ist beizutreten, meint ein anderer.

Schaum ist viel geschlagen worden im Monat vor der ersten EU-Präsidentschaft Österreichs, und dann meinte ein witziger Bold in einer von mir sonst manchmal mit Vergnügen gelesenen rosaroten Zeitung, die Bundeshymne sei schuld am mäßigen Abschneiden unserer Haxenballer. Das Mozartsche Bundeslied, wirke wie Valium auf die Ballesterer und das Abhören des schönen Liedes mache die Fußballkünstler "schlecht durchblutet". Eher ein Lied für Jubiläen und Begräbniszeremonien, meint "d. a. g.". Soll wohl Onkel Dagobert heißen?

Aber, lieber "d. a. g.", wir haben nun mal diese Hymne, die vom Land der Berge singt und von den großen Söhnen, denen es Heimat ist. Mir g'fallt sie, die Hymne, was denn sonst sollen wir spielen? Das alte Haydn-Lied, die ehrwürdige Kaiserhymne, haben uns die Deutschen entwendet und die Marseillaise paßt doch wirklich nicht zu uns. So flott wie Frankreichs Volk sind nun einmal wir Österreicher nicht, und, ehrlich, die Engländer sind doch auch ganz gut am grünen Rasen, obwohl "God save the Queen" ebenfalls kein Rakosimarsch ist. Oder die Dänen und - ja, auch die Deutschen - spielen recht beachtlich, trotz des getragenen ehemaligen Deutschlandliedes.

Ich weiß wohl, daß man immer Schuldige sucht, damit man mit dem Stinkifinger auf sie zeigen kann. Aber diesmal war der gehobene Schatz ein Flop. Sagte doch Schneckerl Prohaska: "Immer wenn ich unsere Hymne vor dem Länderspiel gehört habe, habe ich vor Ergriffenheit eine Ganslhaut gekriegt." Also, daran liegt's nicht. Deshalb bitte ich sehr inständig, wenigstens unsere Bundeshymne außer Streit zu stellen. Wär ja blöd, bei allen Präsidialakten während des EU-Vorsitzes statt der Mozart-Hymne "Hänschen klein" zu spielen.

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