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Und wieder Elisabeth

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ELISABETH VON ÖSTERREICH. Von Joan Haslip. Biedel stein-Verlag, MUnchen 1961 482 Seiten, 8 Bilder, DM 24.—.

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ELISABETH VON ÖSTERREICH. Von Joan Haslip. Biedel stein-Verlag, MUnchen 1961 482 Seiten, 8 Bilder, DM 24.—.

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In gepflegter Übersetzung ist Joan Haslips anregend zu lesende „Elisabeth von Österreich — Die einsame Kaiserin“ drei Jahrzehnte nach Cortis englischer Ausgabe von „Elisabeth — Die seltsame Frau“ erschienen. Seit Cortis unübertroffenem Werk versuchte nur noch M. Paleologue 1946 eine Lebensbeschreibung der „Kaiserin Elisabeth von Österreich“, sonst hat sich lediglich viel neue Randliteratur angesammelt, wie aus Haslips Literaturverzeichnis hervorgeht. Die im Thema gutbewanderte Autorin erschließt an neuen Quellen die Tagebücher der Erzieherin Throckmor-ton und des Griechischlehrers Barker, ferner jüngste Mitteilungen über die Jagdaufenthalte Elisabeths in England- Eine Bereicherung der Corti-Biographie ergibt sich wohl nur in Einzelheiten, neben Franz Joseph I. erfahren die Erzherzogin Sophie, Kronprinz Rudolf, König Ludwig II. von Bayern und Katharina Schratt ausführlichere Betrachtung. Die Kaiserin erscheint, wie sie die Geschichte bisher schon kennt, als eine vom unerbittlichen Hofzeremoniell erdrückte, sensible und phantasieergebene Natur von schwankender Gesundheit, pflichtbewußt voll Selbstverleugnung in Erfüllung ihrer Repräsentatiohsauf-gaben, politisch zutreffend und nütz-

lich beratend, im Familienleben von reichlich viel Mißgeschick verfolgt. Im Gegensatz zu Cortis streng wissenschaftlicher Arbeit, in welcher bloß nachweisbare harte Wirklichkeiten festgehalten sind, neigt Has-lip zum Romanhaften und auch zur Wiedergabe von nach Elisabeths eigenen Worten abzulehnenden „Lügen, Geschwätz und KombinatiQ-nen“, wenn auch nur umschrieben und bedingt als „man sagt... es soll... es könnte .. . angeblich.“ Derlei der unseriösen Literatur enitnom-1 mene Vermutungen sind bisweilen von Hinweisen auf Dinge privatester Sphären begleitet, die vom Standpunkte der Geschichtsschreibung entbehrlich erscheinen, einem die Menschenrechte mißachtenden Lesergeschmack aber zweifellos entgegenkommen. Wo politische und militärische Ereignisse wie u. a. Arad, Haynau, Krimkrieg, Radetzky, 1859 und 1866 gestreift werden, haften die Urteile noch an Vorstellungen aus der Zeit der Jahrhundertwende. Die Bebilderung bringt wenige, dafür kaum bekannte Lithographien, Gemäldereproduktionen und Photographien, unter denen das Bild Franz Josephs (S. 81) durch ein Versehen verkehrt kopiert wurde, was bei Uniformträgern bekanntlich öfters vorkommt.

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